Gestern war mit Thanksgiving der wahrscheinlich wichtigste Feiertag in den USA. Es soll wohl so eine Art Erntedankfest sein; aber wenn man hier jemanden nach der Bedeutung des Feiertags fragt, kriegt man zur Antwort: "A good excuse to eat" (Eine gute Ausrede, zu essen). Um Platz für Letzteres zu schaffen, begann für mich der Tag mit meiner "Rennrad-Hausrunde" über den La Cumbre Peak. Diesmal mit zusätzlichem Herz-Kreislauftraining in der Abfahrt, weil es in der Sonne angenehm warm war, währenddessen im Schatten Minusgrade waren. Teilweise war die Straße sogar vereist. Der ständige Wechsel zwischen Licht und Schatten führte zu einem angenehmen Kribbeln in den Fingern ...
Anschließend war ich dann zur Thanksgiving-Feier von Büro-Kollege Miguel. Es gab den traditionellen Truthahn und einige andere mexikanische Gerichte. Alles sehr lecker. Nach dem Essen gingen wir zu Gesellschaftsspielen über (leider kam die Entscheidung etwas kurzfristig, um Günni noch schnell einfliegen zu können). Wir spielten Uno im "Sacramento-Style". Die Regeln sind dabei so modifiziert, dass es nur noch drunter und drüber geht und kaum noch die Möglichkeit besteht, den Überblick zu behalten. Nach etlichen Spielen erkannten die anderen Teilnehmer, dass der "sneaky German" (also ich) schon einen satten Vorsprung hatte. Von nun an hieß es "Alle gegen Einen und Einer gegen Alle". Das schweißte sogar die Multi-Kulti Gesellschaft zusammen (zwei Mexikaner, eine Bolivianerin, drei Amerikaner und ein Brite). Ich war von nun an auch hochmotiviert und -konzentriert. Nunja, was soll man sagen ... es endete wie beim Turmbau zu Babel: Ihre Sprachen wurden verwirrt, sie tricksten sich ungewollt gegenseitig aus und ...
Als ich mich dann spät abends auf den Heimweg machte, ließ ich einige tief in ihrer Ehre gekränkte Gestalten zurück.
Heute war dann "Black Friday". Gerüchten zu Folge haben wohl schon gestern Abend die ersten Verrückten ihre Zelte vor den Läden aufgeschlagen, um heute die Ersten in der Schlange zu sein. Denn am "Black Friday" gibt es Rabatte.
Um dem Trubel zu entgehen, nahm ich mir für heute vor, mit dem MTB auf den Little Pine Mountain zu fahren. Mit irgendwas um die 1500 Meter ist das wahrscheinlich der höchsten Berg, der von Santa Barbara ohne Autoanfahrt noch zu erreichen ist. Zunächst fuhr ich wieder asphaltiert bis auf den East Camino Cielo hoch um dann den "Knapps Castle Trail" zu probieren. Ein echter Volltreffer: Anlieger, Felspassagen, Spitzkehren und jede Menge Varianten. Nur die künstlich eingebauten Sprünge ließ ich besser aus. Den Trail bin ich sicher nicht das letzte Mal gefahren. Nach ungefähr 20 Minuten Downhill unten angekommen, ging es nach kurzem Asphalt-Intermezzo in den 1200 Höhenmeter-Anstieg zum Little Pine Mountain. Anfangs hatte die Dirt-Road, die nach dem Frost der Nacht langsam auftaute, eine ziemlich zähe Konsistenz. Meine Reifen wurden dicker und dicker. Bald hatte ich 2,8er Reifen am Rad und die Karre wog geschätzte 15 Kilo. Es drehte sich nicht mehr viel, da das ganze nicht mehr durch die Gabel bzw. den Hinterbau passte. Beim Selbstreinigungstest sind die Schwalbe-Reifen also glatt durchgefallen. Erstaunlicherweise waren im Schlamm einige andere MTB-Spuren ziemlich deutlich zu erkennen. Keine Ahnung, wie die zustande gekommen sind. Bei meinen Reifen war jedenfalls kein Profil mehr zu erkennen. Nach einigen weiteren Höhenmetern wurde der Weg zum Glück trocken. Mir war schon vorher klar gewesen, dass es eine ganz schön lange Runde werden könnte. Deshalb hatte ich mir ein Zeitlimit von vier Stunden für das Erreichen von Little Pine Mountain gesetzt, um nicht in die Dunkelheit zu geraten. Pünktlich nach vier Stunden, zehn Minuten ging es dann nicht mehr weiter nach oben.
Der Ausblick auf den Pazifik und die anderen Berge war großartig.
Man hatte mir gesagt, dass der Trail von diesem Berg besonders zu empfehlen ist. Die Dirt-Road konnte damit sicher nicht gemeint sein. Nach einigem Suchen fand ich einen schmalen Pfad. Da beim Spuren Lesen keine Big Bettie's, Minon DH's, Kaiser' oder Rubber Queens zu finden waren, schlussfolgerte ich, dass das ganze wohl fahrbar sein dürfte. War es auch. Man hatte mir nicht zu viel versprochen. Mit Sicherheit einer der schönsten Trails, die ich je gefahren bin. Am Anfang war etwas Vorsicht geboten, da hier ein Fahrfehler aufgrund der Hanglage zu unerwünscht schnellem Höhenverlust geführt hätte. Außerdem gab es manchmal etwas widerliches Gestrüpp. Aber nach einigen fiesen Haarnadeln wurde es besser. Alles auf schmalem Singletrack. Das Meiste sehr flüssig zu fahren, aber auch mit recht interessanten verblockten Felspassagen. Durch einige kurze Gegenanstiege dauerte der Spaß eine geschlagene dreiviertel Stunde. Unten angekommen wählte ich dann den schnellen asphaltierten Weg wieder hoch zum San Marcos Pass und dann zurück nach Santa Barbara. Alles andere wäre zeitlich nicht zu machen gewesen, da ich so schon ca. 6,5 Stunden unterwegs war. Und das für lächerliche 105 km. Aber mit knapp 3000 Höhenmetern hatte die Tour dann doch auch schon eher Hochalpencharakter, sodass das mal gerade noch so durchgeht ;-)
Weitere Bilder: Picasa
Freitag, 26. November 2010
Sonntag, 21. November 2010
Conference Champion
Wenigstens im Pickup war es warm ... |
Das Wetter hatte Ende der Woche in absolutes Mistwetter umgeschlagen. Da San Diego noch niederschlagsärmer als Santa Barbara ist, war das ein echtes Ereignis. Allerdings zum falschen Zeitpunkt.
Aufgrund des Starts in ca. 1200 Metern Höhe, waren es am Samstag vielleicht 4 °C. So fror ich gemeinsam mit den anderen Startern der Unis von San Diego, San Luis Obispo, Davis, Berkeley & Co. im Regen an der Startlinie rum. Immerhin waren wir um die 20 Starter in der A-Klasse. Andere Unis wie Stanford und Humboldt hatten aufgrund der Wettervorhersage und der nicht unerheblichen Distanz gleich von vornherein auf einen Start verzichtet. Wie bei solchen Bedingungen verzögerte sich der Start aus ungeklärter Ursache. Es schien so, als würden wir auf Schnee warten. Die Hände waren zu diesem Zeitpunkt schon leicht gefühllos. Erinnerungen an die diesjährige Trans-Germany und so einige Mad-East-Etappen wurden wach. Irgendwann ging es dann doch los. Wie schon letzte Woche konnte ich meine Fähigkeiten als Startrakete voll ausspielen und mich an die zweite Position setzen. Als ob es nicht schon kalt genug gewesen wäre, begann das Rennen mit einem langen Downhill. Trotzdem wurde mir hier warm. Anlieger, nette Sprünge und Felspassagen wechselten sich ab. Und alles sehr flüssig zu fahren. Insbesondere die Abschnitte auf Fels waren sehr bemerkenswert. Mir wurde hier klar, wie einige Szenen in den amerikanischen Freeride-Filmen zustande gekommen sind: Der Fels sieht oberflächlich glatt aus, hat aber eine Oberfläche wie 40er Sandpapier. Bevor man dort abfliegt, zieht es einem den Reifen von der Felge.
Da ich die Strecke zuvor nicht gesehen hatte, hatte ich in den Downhills schon einen leichten Nachteil. Insbesondere gegen die Fully-Fahrer. Nichtsdestotrotz machte es wirklich Spaß und ich hatte nach der ersten Abfahrt nur wenige Sekunden Rückstand auf Pro-Fahrer und Titelfavoriten Menso de Jong aus San Luis Obispo. Er gab richtig Gas, schließlich hatte er die Niederlage von der Vorwoche gut zu machen. Trotzdem konnte ich die kleine Lücke schnell schließen und setzte mich an die Spitze. Im nächsten Anstieg hieß es dann "Hike a Bike". Normalerweise sind solche Laufeinlagen der sichere Tod für mich. Es setzte mir auch hier zu, aber Menso, mit dem ich schon wieder allein unterwegs war, ging es ähnlich. Die anschließende Abfahrt war die Super-D-Strecke und stand der ersten in nichts nach. Mit wenig Gefühl in den Fingern und noch viel weniger Streckenkenntnis büßte ich hier bestimmt eine halbe Minute ein. Anschließend stand aber ein langes Flachstück und ein angeblich sieben Meilen langer Anstieg zu einem recht hohen Berg an. Meine Beine fühlten sich, wie bei solchem Wetter üblich, gelinde gesagt beschissen an. Und das obwohl ich mittlerweile doch wieder recht gut in Form gekommen bin. 340 Watt waren aber offensichtlich genug, um Menso wieder zu schnappen. Als der Berg begann, hing ich an seinem Hinterrad. Ich hörte ihn schon schwer atmen und war aufgrund der Gammelei auch schnell wieder erholt. Als ich im Nebel eine längere Rampe mit anschließendem Flachstück erkannte, sah ich meine Chance gekommen. "Same procedure, as every race". Tempo im Steilen langsam anziehen, im Flachen richtig drücken, umsehen und das vorhandene Loch zur Kenntnis nehmen, und dann die richtige Attacke. Psychologische Kriegsführung halt. Die Wirkung war, wie letzte Woche schon, vernichtend. "Blown engine" für Menso und ich war in kürzester Zeit im Nebel verschwunden. Meine Beine waren nach wie vor wie Blei, aber für den Moment reichte es aus. Und das Wetter war wirkliche Grütze. Ich öffnete kurz die Weste, da ich dachte, dass es mir hier im Anstieg vielleicht warm werden würde; aber ich machte sie lieber gleich wieder zu. Sieben Meilen hatte der Anstieg dann wahrscheinlich doch nicht. So konnte ich mich früher als erwartet in die nächste Abfahrt stürzen. Es erwartete mich das Gleiche, wie auf allen anderen Abfahrten. Flow pur. Und der Downhill war wirklich lang. Ich hatte das Gefühl hier Tausende Höhenmeter zu vernichten. Auch andere Fahrer waren sich nach dem Rennen sicher, das wir wesentlich mehr bergab als bergauf gefahren sind. Hat hier jemand während des Rennens an der Raumkrümmung gedreht? Mir war es egal. Die Abfahrten waren trotz tauber Finger und schlechten Wetters purer Spaß. Der letzte Streckenabschnitt war nochmal ein auf und ab auf nettem Singletrack. Ich fuhr nur noch meinen sicheren Vorsprung nach Hause und finishte nach ca. einer Stunde, 45 Minuten als neuer "Conference Champion". Im Gegensatz zu europäischen Rennen bestand das CC-Rennen hier nur aus einer Runde. Es war aber mit Abstand das Beste, was ich je an Strecke gesehen habe. Da sind alle Alpen-Singletrails, die ich bisher gefahren bin, pure Langweiler dagegen. Bei besserem Wetter würde man wahrscheinlich das Grinsen für Stunden nicht mehr aus dem Gesicht kriegen.
Nach getaner Arbeit schauten wir uns im Kino den "Töpfer 7.1" an. Ich habe zwar die ersten vier Teile gelesen und war damals durchaus angetan; aber das war zu Schulzeiten und ich kannte gerade mal noch die Namen der Akteure. Von den Filmen hatte ich keinen einzigen vorher gesehen, sodass mir hier wohl ein wenig die Storyline fehlte. So war es für mich wohl einer der miesesten Filme, die ich überhaupt im Kino gesehen habe. Nur "Sin City" liegt im Ranking noch davor (aber hier scheiden sich die Geister, ich weiß ...). Das Ende war auf dem Niveau einer schlechten Kurzgeschichte. Das Ziel, alle Zuschauer auch für 7.2 (und dann wahrscheinlich auch noch 7.2 Reloaded) ins Kino zu bringen, wurde aber sicher erreicht. Also mein Urteil: Nicht wirklich sehenswert!
Die Pizza abends war dann wieder deutlich besser, sodass der Tag versöhnlich endete.
Die angesagte Wetterbesserung für Sonntag mit nur noch 20% Schauer-Wahrscheinlichkeit trat nicht ein. Für das Downhillrennen erreichte das Mistwetter den Höhepunkt. Zur Temperatur gab es nun noch starken Wind. Da half auch die wie üblich unterhaltsame Konversation mit dem Offiziellen im Zeitnahmezelt wenig.
Scott im Ziel |
Insgesamt ein nettes Wochenende, aber mit europäischem Sauwetter. Auf der Heimfahrt kam übrigens wieder die Sonne raus und für nächste Woche ist wieder bestes Wetter angesagt. Wie immer eben ...
Samstag, 13. November 2010
Heimsieg
Heute morgen klingelte bei mir 4:45am der Wecker. Es sollte zum Heim-Cross-Country-Rennen der UCSB gehen. Meine Mitfahrgelegenheit war, wie hier üblich, eine halbe Stunde zu spät, sodass das frühe Aufstehen nicht unbedingt notwendig gewesen wäre. Man hat mir hier schonmal erklärt, dass man mit "We meet 5:30" meint, dass man 5:30 daran denkt, dass man jemanden treffen will und sich schließlich um 6:00 in Bewegung setzt. Irgendwie inkompatibel mit deutscher Pünktlichkeit.
Im Hinterland, wo das Rennen stattfand, waren, als wir ankamen, gerade 0 °C. Die Leute die oben gecampt hatten, zitterten ziemlich rum. Als die Sonne dann rauskam, konnte man dann direkt von dicker Jacke auf T-Shirt wechseln. Das Rennen sollte um 9:00 Uhr starten und es war klar, dass es recht warm werden würde. Also ideal für mich. Die Strecke hatte ich ja schon letzte Woche angeschaut. Nicht unbedingt etwas, was mir liegt, aber man kanns sich ja nicht raussuchen. Zunächst musste ich erstmal das Lizenzproblem lösen. Der Offizielle kam mit fettem Official-Motorrad angecruist. Als er den UCI-Code auf meiner deutschen Lizenz sah, zog er die Augenbrauen hoch und wies mich darauf hin, dass ich eine Genehmigung meines Verbandes zum Starten brauche. Als ich im mitteilte, das ich diese dabei habe, war er geschockt. Ich bin wohl der erste gewesen, der daran gedacht hat. Er hätte mich aber definitiv auch ohne Starten lassen. Die Offiziellen hier sind total freundlich und jederzeit zu einem Spaß aufgelegt. Kein Vergleich zu den BDR- oder UCI-Leuten. Somit durfte ich A-Klasse fahren.
Das Rennen begann dann pünktlich. Ich erwischte einen für meine Verhältnisse optimalen Start und kam als Zweiter aus der Startloop. Allerdings war das Tempo wahrscheinlich auch nicht mit deutschen Verhältnissen zu vergleichen. Am ersten Anstieg setzte ich mich an die erste Position. Bald hatte ich nur noch einen Begleiter. Der war allerdings wirklich hartnäckig. In den Downhills konnte er mit seinem 29er Fully immer ein paar Sekunden rausholen. Er schien den Kurs perfekt zu kennen. So musste ich immer wieder ransprinten. Ich testete an einigen kürzeren Bergen einige Male kurz, wie mein Konkurrent drauf ist. Er schien ziemlich fit zu sein. Irgendwann fing er an, total unrhytmische Attacken zu fahren. Von dort an schaute ich ihn mir eine knappe Runde von hinten an. Ich dachte mir, dass es wohl ein harter Kampf werden würde. Die Strecke hatte einige lange flache Abschnitte zum Pressen. Ein Attackieren war hier unmöglich. Meine einzige Chance war also, an einem der nicht wirklich langen Anstiege ein Loch zu reißen und dann meine Zeitfahrfähigkeiten auszuspielen. Zur Mitte der zweiten Runde schien mein Gegner etwas zu schwächeln. An einem etwas längeren Anstieg steigerte ich kontinuierlich das Tempo. Oben im Flachen angekommen hatte ich vielleicht ein fünf Meter großes Loch. Jackpot! Ist ja meine Spezialität, die Daumenschrauben am Anstieg anzuziehen um dann, wenn es flach wird, die eigentliche Attacke zu setzen. Das hat auch diesmal wieder prima funktioniert. Mein Konkurrent explodierte komplett, während meine Beine nun endlich aus ihrer Lethargie erwachten. Im Flachen ging ich dann nach dem bisher etwas hektischen Rennen zum kontinuierliche Marathon-Fahrer-Tempo über. Ich war mir ziemlich sicher, dass mein Verfolger aus eigener Kraft nicht mehr rankommen würde. So konnte ich relativ gemütlich die dritte und letzte Runde angehen. Da die XC-Runden hier viel länger als bei uns sind, bedeutete dies trotzdem über zwei Stunden Renndauer. Als ich das nächste Mal zum Startgelände kam, fuhr ich einen vielleicht 200 Meter langen Streckenabschnitt, bei dem ich mir sicher war, dass ich ihn bei der zweiten Rundendurchfahrt nicht absolviert hatte. Ich fuhr zum Ziel, sagte dem Offiziellen, dass ich da wohl was vergessen hatte und fuhr das Stück schnell noch ein zweites Mal. Da ich zu dem Zeitpunkt, als ich die Schleife vergessen hatte, schon einige Minuten Vorsprung hatte, war es definitiv ohne Einfluss auf den Rennausgang. In Deutschland wäre ich mit absoluter Sicherheit disqualifiziert worden. Hier lachten die Offiziellen nur. Sie jubelten mir sogar zu, als ich dann letztendlich die Ziellinie überquerte und gratulierten mir ein paar Mal ... Sachen gibts. Sie scherzten dann noch ein wenig von wegen "Drug Control, Sebastian". Das der Zweite elf Minuten Rückstand hat, ist hier offenbar noch nicht oft vorgekommen.
Es war wohl der erste Sieg für das UCSB-Team in der MTB A-Klasse. Und das noch dazu beim Heimrennen. Da kann man nur sagen "Good job, good job".
Man sagte mir noch, dass der Zweite jetzt wohl in irgendeiner Ecke liegt und heult. Er ist wie es aussieht der unangefochtene Dominator der Collegiate-MTB-Szene hier in Kalifornien und das er verliert, kommt scheinbar nicht allzu oft vor. Bei den US-Collegiate-Nationals vor ein paar Wochen war er Dritter gewesen. Somit war es praktisch ein Rennen "auf Augenhöhe". Allerdings sind die Collegiate-Nationals im Gegensatz zu den Deutschen Hochschulmeisterschaften hier ein wirklich großes Ding. Das Gerücht, dass im Mutterland des Mountainbikens, die Leute nicht so fit sind, wie in "good old Europe", scheint sich also zu bestätigen. Das ich alter Ausdauerfetischist ein Cross-Country-Rennen gewinne, ist wohl Beweis genug.
Im Anschluss ans Rennen half ich noch als "marshal" beim Dual-Slalom. Die Typen sind einfach nur krank. Manchmal geht's aber auch schief. Eine Dame verschätzte sich ein wenig und landete unsanft. Diagnose: Oberschenkelbruch. Es kamen drei Krankenwagen. Zwei davon so groß, wie bei uns Feuerwehrautos. Schließlich kam noch ein Helikopter hinzu, der schließlich die Verletzte abtransportierte. Hier ist alles ein wenig größer ... Die Rechnung von dem Krankentransport will ich aber nicht sehen.
Im Hinterland, wo das Rennen stattfand, waren, als wir ankamen, gerade 0 °C. Die Leute die oben gecampt hatten, zitterten ziemlich rum. Als die Sonne dann rauskam, konnte man dann direkt von dicker Jacke auf T-Shirt wechseln. Das Rennen sollte um 9:00 Uhr starten und es war klar, dass es recht warm werden würde. Also ideal für mich. Die Strecke hatte ich ja schon letzte Woche angeschaut. Nicht unbedingt etwas, was mir liegt, aber man kanns sich ja nicht raussuchen. Zunächst musste ich erstmal das Lizenzproblem lösen. Der Offizielle kam mit fettem Official-Motorrad angecruist. Als er den UCI-Code auf meiner deutschen Lizenz sah, zog er die Augenbrauen hoch und wies mich darauf hin, dass ich eine Genehmigung meines Verbandes zum Starten brauche. Als ich im mitteilte, das ich diese dabei habe, war er geschockt. Ich bin wohl der erste gewesen, der daran gedacht hat. Er hätte mich aber definitiv auch ohne Starten lassen. Die Offiziellen hier sind total freundlich und jederzeit zu einem Spaß aufgelegt. Kein Vergleich zu den BDR- oder UCI-Leuten. Somit durfte ich A-Klasse fahren.
Das Rennen begann dann pünktlich. Ich erwischte einen für meine Verhältnisse optimalen Start und kam als Zweiter aus der Startloop. Allerdings war das Tempo wahrscheinlich auch nicht mit deutschen Verhältnissen zu vergleichen. Am ersten Anstieg setzte ich mich an die erste Position. Bald hatte ich nur noch einen Begleiter. Der war allerdings wirklich hartnäckig. In den Downhills konnte er mit seinem 29er Fully immer ein paar Sekunden rausholen. Er schien den Kurs perfekt zu kennen. So musste ich immer wieder ransprinten. Ich testete an einigen kürzeren Bergen einige Male kurz, wie mein Konkurrent drauf ist. Er schien ziemlich fit zu sein. Irgendwann fing er an, total unrhytmische Attacken zu fahren. Von dort an schaute ich ihn mir eine knappe Runde von hinten an. Ich dachte mir, dass es wohl ein harter Kampf werden würde. Die Strecke hatte einige lange flache Abschnitte zum Pressen. Ein Attackieren war hier unmöglich. Meine einzige Chance war also, an einem der nicht wirklich langen Anstiege ein Loch zu reißen und dann meine Zeitfahrfähigkeiten auszuspielen. Zur Mitte der zweiten Runde schien mein Gegner etwas zu schwächeln. An einem etwas längeren Anstieg steigerte ich kontinuierlich das Tempo. Oben im Flachen angekommen hatte ich vielleicht ein fünf Meter großes Loch. Jackpot! Ist ja meine Spezialität, die Daumenschrauben am Anstieg anzuziehen um dann, wenn es flach wird, die eigentliche Attacke zu setzen. Das hat auch diesmal wieder prima funktioniert. Mein Konkurrent explodierte komplett, während meine Beine nun endlich aus ihrer Lethargie erwachten. Im Flachen ging ich dann nach dem bisher etwas hektischen Rennen zum kontinuierliche Marathon-Fahrer-Tempo über. Ich war mir ziemlich sicher, dass mein Verfolger aus eigener Kraft nicht mehr rankommen würde. So konnte ich relativ gemütlich die dritte und letzte Runde angehen. Da die XC-Runden hier viel länger als bei uns sind, bedeutete dies trotzdem über zwei Stunden Renndauer. Als ich das nächste Mal zum Startgelände kam, fuhr ich einen vielleicht 200 Meter langen Streckenabschnitt, bei dem ich mir sicher war, dass ich ihn bei der zweiten Rundendurchfahrt nicht absolviert hatte. Ich fuhr zum Ziel, sagte dem Offiziellen, dass ich da wohl was vergessen hatte und fuhr das Stück schnell noch ein zweites Mal. Da ich zu dem Zeitpunkt, als ich die Schleife vergessen hatte, schon einige Minuten Vorsprung hatte, war es definitiv ohne Einfluss auf den Rennausgang. In Deutschland wäre ich mit absoluter Sicherheit disqualifiziert worden. Hier lachten die Offiziellen nur. Sie jubelten mir sogar zu, als ich dann letztendlich die Ziellinie überquerte und gratulierten mir ein paar Mal ... Sachen gibts. Sie scherzten dann noch ein wenig von wegen "Drug Control, Sebastian". Das der Zweite elf Minuten Rückstand hat, ist hier offenbar noch nicht oft vorgekommen.
Es war wohl der erste Sieg für das UCSB-Team in der MTB A-Klasse. Und das noch dazu beim Heimrennen. Da kann man nur sagen "Good job, good job".
Man sagte mir noch, dass der Zweite jetzt wohl in irgendeiner Ecke liegt und heult. Er ist wie es aussieht der unangefochtene Dominator der Collegiate-MTB-Szene hier in Kalifornien und das er verliert, kommt scheinbar nicht allzu oft vor. Bei den US-Collegiate-Nationals vor ein paar Wochen war er Dritter gewesen. Somit war es praktisch ein Rennen "auf Augenhöhe". Allerdings sind die Collegiate-Nationals im Gegensatz zu den Deutschen Hochschulmeisterschaften hier ein wirklich großes Ding. Das Gerücht, dass im Mutterland des Mountainbikens, die Leute nicht so fit sind, wie in "good old Europe", scheint sich also zu bestätigen. Das ich alter Ausdauerfetischist ein Cross-Country-Rennen gewinne, ist wohl Beweis genug.
Im Anschluss ans Rennen half ich noch als "marshal" beim Dual-Slalom. Die Typen sind einfach nur krank. Manchmal geht's aber auch schief. Eine Dame verschätzte sich ein wenig und landete unsanft. Diagnose: Oberschenkelbruch. Es kamen drei Krankenwagen. Zwei davon so groß, wie bei uns Feuerwehrautos. Schließlich kam noch ein Helikopter hinzu, der schließlich die Verletzte abtransportierte. Hier ist alles ein wenig größer ... Die Rechnung von dem Krankentransport will ich aber nicht sehen.
Montag, 8. November 2010
Trailwork und Gibraltar Reservoir
So, da bin ich wieder ... eigentlich wollte ich das ganze Wochenende zum Cross-Country-Rennen in Chico sein (was 'ne ganze Ecke nördlich von SF liegt), aber es wurde mal wieder wegen schlechten Wetters abgesagt. Irgendwie komisch, da ich die ganze Woche keinen Regentropfen abgekriegt habe und bis auf Samstag und Sonntag auch keine Wolke am Himmel zu sehen war. Ganz im Gegenteil - es war teilweise fast hochsommerlich hier. Aber gut, man muss nicht alles verstehen.
Für Samstag hatte ich mich dann kurzfristig entschlossen, mit den Freunden des Gravity-Sports vom UCSB Cycling Team in die Berge zum Buddeln zu gehen. Schließlich ist kommendes Wochenende das Heimrennen der Uni und da mussten die Downhill und -Dual-Slalom-Strecke hergerichtet werden. Die Anfahrt erfolgte natürlich im standesgemäßen Truck, wie man ihn aus den einschlägigen Freeride-Filmen kennt.
Jetzt weiß ich endlich, wie man professionelle Anlieger, Doubles und Tables baut. Und damit meine ich nicht so popelige Dinger wie in Stollberg am Ski-Hang, sondern richtig böse Sachen. Die Randbedingungen sind hier allerdings auch ganz andere als bei uns. Den staubtrockenen Boden muss man nur ordentlich bewässern und danach wird er hart wie Beton. Aber das will auch gelernt sein. Einmal wunderten wir uns, wieso kein Wasser aus dem Schlauch kam. Der Grund war, dass es einer von uns fertig gebracht hatte, den Wasserschlauch mit seinem eigenen Ende zu verbinden. Müßig zu erwähnen, dass diese Singularität von einem Mathematik-Studenten verbockt worden war.
Insgesamt war der Tag richtig anstrengend. Vor allem, weil ich ewig nix mehr Ernsthaftes gearbeitet habe. In Kombination mit den amerikanischen Schaufeln im Kinderspielzeugformat und der resultierenden Schlagzahl konnte das nur zu Blasen an den Händen führen. Außerdem fand alles außerhalb der Zivilisation statt (was ich vorher nicht wusste) und damit bestand mein Mittagessen aus einem ultrasättigendem Powerbar-Riegel. Die sind übrigens hier nicht teurer, als bei uns Corny-Riegel.
Somit besichtigte ich dann mit ziemlich leerem Magen die zwölf Meilen (!) lange Cross-Country-Runde. Man hätte das ganze auch auf 500 Yards reduzieren können, da die Runde ein stinklangweiliger, brettharter Dauersingletrack durch die Einöde ist. Der einzige Anspruch besteht darin, bei 50 Meilen/Stunde auf dem 1,5 Fuß breiten und leicht zum Hang abfallenden Weg nicht die Kontrolle zu verlieren. Und man muss sehr aufpassen, keine Squirrels (sowas ähnliches wie Eichhörnchen) oder Gophers (Erdhörnchen) über den Haufen zu sägen. Die laufen nämlich in einer derartigen Anzahl auf dem Trail rum, dass es nur eine Frage der Zeit sein dürfte, bis es Gehacktes gibt. Einen Lizard (große Eidechse) habe ich mit dem Renner schon halbiert. Gute Tarnung hat halt manchmal auch seine Nachteile.
Am Ende der Buddelei waren wir noch bei einem (angeblichen) Mexikaner essen. Sowas Mießes hab ich lange nicht zwischen die Zähnen gekriegt. Aber den Amis schien es zu schmecken.
Für Sonntag war ich dann eine längere Runde mit dem MTB in den Bergen unterwegs. Ich bin mehr oder weniger nur zum nächstgelegenen Stausee (Gibraltar Reservoir) gefahren. Trotzdem hat mich das ganze 5,5 Stunden gekostet. Die Entfernungen sind hier eben doch ganz andere. Und 2000 Höhenmeter in drei Stunden sind auch schon fast Salzkammergut-Trophy-Dimensionen.
Für Samstag hatte ich mich dann kurzfristig entschlossen, mit den Freunden des Gravity-Sports vom UCSB Cycling Team in die Berge zum Buddeln zu gehen. Schließlich ist kommendes Wochenende das Heimrennen der Uni und da mussten die Downhill und -Dual-Slalom-Strecke hergerichtet werden. Die Anfahrt erfolgte natürlich im standesgemäßen Truck, wie man ihn aus den einschlägigen Freeride-Filmen kennt.
Jetzt weiß ich endlich, wie man professionelle Anlieger, Doubles und Tables baut. Und damit meine ich nicht so popelige Dinger wie in Stollberg am Ski-Hang, sondern richtig böse Sachen. Die Randbedingungen sind hier allerdings auch ganz andere als bei uns. Den staubtrockenen Boden muss man nur ordentlich bewässern und danach wird er hart wie Beton. Aber das will auch gelernt sein. Einmal wunderten wir uns, wieso kein Wasser aus dem Schlauch kam. Der Grund war, dass es einer von uns fertig gebracht hatte, den Wasserschlauch mit seinem eigenen Ende zu verbinden. Müßig zu erwähnen, dass diese Singularität von einem Mathematik-Studenten verbockt worden war.
Insgesamt war der Tag richtig anstrengend. Vor allem, weil ich ewig nix mehr Ernsthaftes gearbeitet habe. In Kombination mit den amerikanischen Schaufeln im Kinderspielzeugformat und der resultierenden Schlagzahl konnte das nur zu Blasen an den Händen führen. Außerdem fand alles außerhalb der Zivilisation statt (was ich vorher nicht wusste) und damit bestand mein Mittagessen aus einem ultrasättigendem Powerbar-Riegel. Die sind übrigens hier nicht teurer, als bei uns Corny-Riegel.
Somit besichtigte ich dann mit ziemlich leerem Magen die zwölf Meilen (!) lange Cross-Country-Runde. Man hätte das ganze auch auf 500 Yards reduzieren können, da die Runde ein stinklangweiliger, brettharter Dauersingletrack durch die Einöde ist. Der einzige Anspruch besteht darin, bei 50 Meilen/Stunde auf dem 1,5 Fuß breiten und leicht zum Hang abfallenden Weg nicht die Kontrolle zu verlieren. Und man muss sehr aufpassen, keine Squirrels (sowas ähnliches wie Eichhörnchen) oder Gophers (Erdhörnchen) über den Haufen zu sägen. Die laufen nämlich in einer derartigen Anzahl auf dem Trail rum, dass es nur eine Frage der Zeit sein dürfte, bis es Gehacktes gibt. Einen Lizard (große Eidechse) habe ich mit dem Renner schon halbiert. Gute Tarnung hat halt manchmal auch seine Nachteile.
Am Ende der Buddelei waren wir noch bei einem (angeblichen) Mexikaner essen. Sowas Mießes hab ich lange nicht zwischen die Zähnen gekriegt. Aber den Amis schien es zu schmecken.
Für Sonntag war ich dann eine längere Runde mit dem MTB in den Bergen unterwegs. Ich bin mehr oder weniger nur zum nächstgelegenen Stausee (Gibraltar Reservoir) gefahren. Trotzdem hat mich das ganze 5,5 Stunden gekostet. Die Entfernungen sind hier eben doch ganz andere. Und 2000 Höhenmeter in drei Stunden sind auch schon fast Salzkammergut-Trophy-Dimensionen.
Abonnieren
Posts (Atom)