Gestern war mit Thanksgiving der wahrscheinlich wichtigste Feiertag in den USA. Es soll wohl so eine Art Erntedankfest sein; aber wenn man hier jemanden nach der Bedeutung des Feiertags fragt, kriegt man zur Antwort: "A good excuse to eat" (Eine gute Ausrede, zu essen). Um Platz für Letzteres zu schaffen, begann für mich der Tag mit meiner "Rennrad-Hausrunde" über den La Cumbre Peak. Diesmal mit zusätzlichem Herz-Kreislauftraining in der Abfahrt, weil es in der Sonne angenehm warm war, währenddessen im Schatten Minusgrade waren. Teilweise war die Straße sogar vereist. Der ständige Wechsel zwischen Licht und Schatten führte zu einem angenehmen Kribbeln in den Fingern ...
Anschließend war ich dann zur Thanksgiving-Feier von Büro-Kollege Miguel. Es gab den traditionellen Truthahn und einige andere mexikanische Gerichte. Alles sehr lecker. Nach dem Essen gingen wir zu Gesellschaftsspielen über (leider kam die Entscheidung etwas kurzfristig, um Günni noch schnell einfliegen zu können). Wir spielten Uno im "Sacramento-Style". Die Regeln sind dabei so modifiziert, dass es nur noch drunter und drüber geht und kaum noch die Möglichkeit besteht, den Überblick zu behalten. Nach etlichen Spielen erkannten die anderen Teilnehmer, dass der "sneaky German" (also ich) schon einen satten Vorsprung hatte. Von nun an hieß es "Alle gegen Einen und Einer gegen Alle". Das schweißte sogar die Multi-Kulti Gesellschaft zusammen (zwei Mexikaner, eine Bolivianerin, drei Amerikaner und ein Brite). Ich war von nun an auch hochmotiviert und -konzentriert. Nunja, was soll man sagen ... es endete wie beim Turmbau zu Babel: Ihre Sprachen wurden verwirrt, sie tricksten sich ungewollt gegenseitig aus und ...
Als ich mich dann spät abends auf den Heimweg machte, ließ ich einige tief in ihrer Ehre gekränkte Gestalten zurück.
Heute war dann "Black Friday". Gerüchten zu Folge haben wohl schon gestern Abend die ersten Verrückten ihre Zelte vor den Läden aufgeschlagen, um heute die Ersten in der Schlange zu sein. Denn am "Black Friday" gibt es Rabatte.
Um dem Trubel zu entgehen, nahm ich mir für heute vor, mit dem MTB auf den Little Pine Mountain zu fahren. Mit irgendwas um die 1500 Meter ist das wahrscheinlich der höchsten Berg, der von Santa Barbara ohne Autoanfahrt noch zu erreichen ist. Zunächst fuhr ich wieder asphaltiert bis auf den East Camino Cielo hoch um dann den "Knapps Castle Trail" zu probieren. Ein echter Volltreffer: Anlieger, Felspassagen, Spitzkehren und jede Menge Varianten. Nur die künstlich eingebauten Sprünge ließ ich besser aus. Den Trail bin ich sicher nicht das letzte Mal gefahren. Nach ungefähr 20 Minuten Downhill unten angekommen, ging es nach kurzem Asphalt-Intermezzo in den 1200 Höhenmeter-Anstieg zum Little Pine Mountain. Anfangs hatte die Dirt-Road, die nach dem Frost der Nacht langsam auftaute, eine ziemlich zähe Konsistenz. Meine Reifen wurden dicker und dicker. Bald hatte ich 2,8er Reifen am Rad und die Karre wog geschätzte 15 Kilo. Es drehte sich nicht mehr viel, da das ganze nicht mehr durch die Gabel bzw. den Hinterbau passte. Beim Selbstreinigungstest sind die Schwalbe-Reifen also glatt durchgefallen. Erstaunlicherweise waren im Schlamm einige andere MTB-Spuren ziemlich deutlich zu erkennen. Keine Ahnung, wie die zustande gekommen sind. Bei meinen Reifen war jedenfalls kein Profil mehr zu erkennen. Nach einigen weiteren Höhenmetern wurde der Weg zum Glück trocken. Mir war schon vorher klar gewesen, dass es eine ganz schön lange Runde werden könnte. Deshalb hatte ich mir ein Zeitlimit von vier Stunden für das Erreichen von Little Pine Mountain gesetzt, um nicht in die Dunkelheit zu geraten. Pünktlich nach vier Stunden, zehn Minuten ging es dann nicht mehr weiter nach oben.
Der Ausblick auf den Pazifik und die anderen Berge war großartig.
Man hatte mir gesagt, dass der Trail von diesem Berg besonders zu empfehlen ist. Die Dirt-Road konnte damit sicher nicht gemeint sein. Nach einigem Suchen fand ich einen schmalen Pfad. Da beim Spuren Lesen keine Big Bettie's, Minon DH's, Kaiser' oder Rubber Queens zu finden waren, schlussfolgerte ich, dass das ganze wohl fahrbar sein dürfte. War es auch. Man hatte mir nicht zu viel versprochen. Mit Sicherheit einer der schönsten Trails, die ich je gefahren bin. Am Anfang war etwas Vorsicht geboten, da hier ein Fahrfehler aufgrund der Hanglage zu unerwünscht schnellem Höhenverlust geführt hätte. Außerdem gab es manchmal etwas widerliches Gestrüpp. Aber nach einigen fiesen Haarnadeln wurde es besser. Alles auf schmalem Singletrack. Das Meiste sehr flüssig zu fahren, aber auch mit recht interessanten verblockten Felspassagen. Durch einige kurze Gegenanstiege dauerte der Spaß eine geschlagene dreiviertel Stunde. Unten angekommen wählte ich dann den schnellen asphaltierten Weg wieder hoch zum San Marcos Pass und dann zurück nach Santa Barbara. Alles andere wäre zeitlich nicht zu machen gewesen, da ich so schon ca. 6,5 Stunden unterwegs war. Und das für lächerliche 105 km. Aber mit knapp 3000 Höhenmetern hatte die Tour dann doch auch schon eher Hochalpencharakter, sodass das mal gerade noch so durchgeht ;-)
Weitere Bilder: Picasa
Also auf dem Bild mit Dir in der Mitte hast Du das kleine Kettenblatt gekettet. Da warst Du bestimmt schon mind. 5 Stunden unterwegs. Kenne ich ja gar nicht von Dir. Ein Zeichen von Schwäche oder ein Zeichen von Steilheit oder ein Zeichen von Truthahn-Völlegefühl? Fährst Du eigentlich täglich solche Runden oder nur am WE? Bei uns in Germany würdest Du da zurzeit in der Notaufnahme landen und aufgetaut bzw. aus dem Block gehauen werden müssen ...
AntwortenLöschenFalls du auf ein Zeichen von Schwäche gehofft hattest, muss ich dich leider enttäuschen: Das letzte Stück war etwas steiler ;-)
AntwortenLöschenAber keine Angst, unter der Woche mache ich sowas normalerweise nicht. Sonst würde ich wahrscheinlich auch hier in der Notaufnahme landen.
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