Montag, 14. Februar 2011

USA Reise die Zweite

Bereits Anfang der letzten Woche konnte ich feststellen, dass ich schon wieder urlaubsreif bin. Normalerweise fahre ich mit dem Rad nach der Arbeit einkaufen, schließe selbiges vorher an und hänge den Helm an den Einkaufswagen. Diesmal brachte ich es tatsächlich fertig, den Helm ans Rad zu hängen und den Einkaufswagen anzuschließen. Ich war offenbar noch in Gedanken auf Arbeit und dass Männer nicht multitaskingfähig sind, ist ja bekannt. Eine bessere Ausrede fällt mir jetzt auch nicht ein. Aber vielleicht beruhigt es den ein oder anderen, der auch manchmal glaubt, dass es bei ihm nicht mehr ganz stimmt.
So kommt es gerade recht, dass meine Eltern und Geschwister mich in den nächsten zwei Wochen besuchen. Ich holte sie also am Samstagnachmittag in Los Angeles ab. Diesmal alles ohne wetterbedingte Verzögerungen und so weiter. Wir übernachteten in Hollywood. Mein Vater brachte es in seinem immer vorhandenen Verbesserungsdrang fertig, das Klo von außen zu verriegeln. Die Türbeschläge waren kurz vorm abfallen und er versuchte sie wieder festzuschrauben. Dabei betätigte er den Schließmechanismus und schob anschließend die Tür von außen zu. Die amerikanischen Schlosskonstrukteure scheinen eine solch unsachgemäße Bedienung nicht auf dem Plan gehabt zu haben, sodass die Tür anschließend zu war. Der Herr an der Rezeption versuchte das Problem mit einem Kleiderhaken zu lösen, was aber mehr oder weniger ein lächerlicher Versuch war. Nachdem wir mal wieder festgestellt hatten, dass amerikanische „five minutes“, eine dreiviertel Stunde sein können, kam ein anderer Hotelbediensteter und nahm das ganze Schloss auseinander. Im Ernstfall kann man also nur die Tür eintreten …
Kaktus im Joshua Tree National Park
Nach der Lösung dieses Problems konnten wir dann endlich dringenden Bedürfnissen nachgehen und der Fortgang der Reise war gesichert. Wir wollen noch mal eine ähnliche Tour wie mit Eric und Kristin machen. Viel mehr Möglichkeiten, Grand Canyon, Yosemite und San Francisco in einer Reise unterzubringen gibt es ja auch nicht. Diesmal statteten wir noch dem Joshua Tree National Park einen Besuch ab und übernachteten gestern wieder in dem tollen Hotel am Lake Havasu. Heute Morgen konnte ich die Viskosität von Honig live erleben. Die Flasche war in meinem Rucksack umgefallen. Mein Taschenrechner hatte eine Honigglasur erhalten und der Rucksack hat jetzt eine Haftbeschichtung. Zum Glück hat man eine Mutter dabei, die solche Probleme schnell und fachgerecht löst.
Auf der Fahrt heute zum Grand Canyon zählten wir mal wieder die Waggons der Züge an der Route 66. Mein Bruder Immanuel machte ein schwerwiegendes mathematisches Problem aus der Bestimmung der Zuglänge. Wir mussten verschiedene Möglichkeiten der Zuglängenbestimmung aus dem schneller fahrenden Autos heraus ausdiskutieren. Wir fanden keinen Weg, das Ganze rauszukriegen, ohne anzunehmen, dass die Züge in beiden Richtungen mit gleicher Geschwindigkeit fahren. Daher wählten wir dann doch die Amateurvariante und fuhren erst mit gleicher Geschwindigkeit neben dem Zug her um die Geschwindigkeit zu bestimmen. Um die Rechnung nicht weiter zu verkomplizieren, hielten wir anschließend auf dem Seitenstreifen an und nahmen die Zeit. Nachdem mein Bruder mittlerweile alle erforderlichen Rechnungen und Konvertierungen zur Zufriedenheit durchgeführt hat, sind wir nun stolz, bekannt geben zu können, dass der Zug 2,3 Meilen lang war und 183 Waggons hatte.
Zug an der Route 66
Die weitere Reise zum Grand Canyon verlief bei allerbestem Sommerwetter recht kurzweilig. Da Immanuel komplett auf dem Ökotrip ist, verbrachten wie eine Stunde damit über Sinn und Unsinn des Tagfahrlichts zu diskutieren und Verbesserungsmöglichkeiten sowie Ökobilanz einer Lichtmaschine auswerten. Die Fronten diesbezüglich sind etwas verhärtet und ein Konsens ist leider nicht absehbar.
Den Sonnenuntergang am Grand Canyon verpassten wir knapp, hatten aber dennoch einen tollen ersten Blick in den Canyon. Morgen heißt es dann wieder Wanderschuhe schnallen. Da meine Schwester mit einer (zum Glück besser werdenden) Erkältung zu tun hat, wird es wohl auf eine Tempogruppe und ein Gruppetto hinaus laufen. Mein Bruder ist ja schon ganz heiß darauf, eine neue Rekordzeit für Auf- und Abstieg aufzustellen. Da ich alles schon mal gesehen habe, werde ich wohl den Besenwagen spielen.

Grand Canyon


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