Dieses Wochenende fuhr ich mit dem UCSB-Straßenradteam in Richtung San Diego. Im Freitagnachmittagsverkehr blieben wir natürlich erstmal in Los Angeles stecken. Nachdem wir das hinter uns gebracht hatten, ging es ins nirgendwo. Das Straßenrennen sollte tatsächlich am Samstag in der Wüste ausgetragen werden. Wir übernachteten in einem Ort, der aus zwei Frühstückslokalen und unserem Hotel bestand. Gerade als wir eingeschlafen waren, klopfte es an unserer Tür. Irgendwie gab es eine Diskrepanz zwischen der Zahl der gebuchten Hotelbetten und der Anzahl der anwesenden Teammitglieder. Für den Kollegen aus Fernost, der uns von nun an Gesellschaft leistete, war es sicher das erste Rennwochenende. Er war jedenfalls etwas desorientiert. Pünktlich nachts 4:30 Uhr ging das Licht an und er sagte "Jungs, Zeit zum Aufstehen". Wir antworteten schlaftrunken im Chor "Unser Rennen ist 12:30 Uhr". Wir hatten ihm das schon am Vorabend in böser Vorausahnung gesagt. Schließlich sollte die Kategorie D irgendwann früh um 6:30 Uhr starten (Minusgrade inklusive). Alles weitere verlief dann aber reibungslos. Der Kurs bestand aus einer dreimal zu durchfahrenden 22-Meilen-Runde mit einer langen Abfahrt, einer Rollerpassage und einem langen Berg. Nicht viele Fahrer hatten es bis in die Wüste geschafft, sodass schon am Start klar war, dass es ein Duell UCSB gegen Cal Poly San Luis Obispo werden würde. Letztere haben traditionell einige starke Straßenfahrer im Team. Aufgrund meiner Cross-Country-Vorstellungen hatte man scheinbar etwas Respekt vor mir. Das drückte sich darin aus, dass die ganze Zeit ihr stärkster Fahrer, John Bennett (bis ins Juniorenalter auch im Cross-Country-Weltcup aktiv), mein Schatten zu sein schien. Ich tat es ihm gleich und war sein Schatten. Aufgrund der wenigen Teilnehmer, gab es einige taktisch merkwürdige Situationen. Eine verpasste Attacke sollte hier den Unterschied zwischen Spitzengruppe und Gruppetto ausmachen. Ich fühlte mich nicht besonders. Das war auch kein Wunder, da ich bisher hauptsächliche Grundlage trainiert habe. Dennoch initiierte ich die rennentscheidende Gruppe. Sie bestand aus zwei UCSB Fahrern (Stephen Leece und mir), zwei Cal Poly Fahrern (John Bennett und mein alter Bekannter Menso de Jong) und noch einem Fahrer von der UC Los Angeles. Auf der langen Abfahrt der zweiten Runde attackierte Letzterer. Stephen und Menso setzten nach. John und ich guckten uns bloß an. Wir eliminierten uns ja praktisch gegenseitig, beim Versuch jeweils der Schatten des anderen zu sein. Er meinte: "Ich denke mein Fahrer ist schneller". Ich antwortete: "Ich denke meiner ist schneller". Wir mussten lachen. Ich war froh mit der Situation, da mir klar war, dass John deutlich stärker als ich war. Leider änderte sich die renntaktische Situation schnell wieder, da Menso einen Platten hatte und damit Stephen und der UCLA-Fahrer allein vorne waren. Das war in dem Fall wirklich ungünstig, da Stephen Menso sehr wahrscheinlich sicher im Griff gehabt hätte und John und ich uns noch eine Weile gegenseitig angeguckt hätten. So aber trat John nun richtig drauf, um das Loch nach vorne zu schließen. Trotz der Tatsache, dass ich ja von nun an dass Recht auf Windschatten hatte, offenbarte sich am Berg meine mangelnde Fitness, sodass ich John ziehen lassen musste. Er schloss zu Stephen auf, während ich die Verfolgung aufnahm. Der UCLA Fahrer platzte bald komplett und wurde durchgereicht. Da gegen Mitte der dritten Runde vorne das taktische Geplänkel los ging, kam ich nochmal fast ran. Letztlich blieb mir aber nichts anderes, als den dritten Platz zu sichern. John gewann den Sprint gegen Stephen. Es hat definitv der stärkste Fahrer gewonnen, aber für uns war es schon ärgerlich, aus einer derartigen taktischen Situation nicht gewonnen zu haben. Im Grunde war ich aber ganz zufrieden mit meiner Leistung. Es ist ja auch erst Ende Januar.
Für Kriterium heute rechnete ich mir nicht viel aus. Mit Danny Katz hatten wir aber einen guten Sprinter im Team, den es zu unterstützen galt. Er war letztlich auch in der entscheidenden Gruppe dabei und sah wie der sichere Sieger aus. Fünf Runden vor Schluss stand er mit gebrochenem Pedal am Straßenrand. Eindeutig zuviel Druck der Mann. Und sehr ärgerlich für uns. Wieder knapp am Sieg vorbei!
Da ich noch nicht wirklich fit für Kriterien bin, rollte ich - von einer Attacke abgesehen - mehr oder weniger nur mit dem Feld um den Kurs.
Die Heimfahrt verlief absolut reibungslos. Die Straßen waren aufgrund des Super-Bowls wie leer gefegt. Wir schafften es auch noch pünktlich zum letzten Quarter, um die Entscheidung zu sehen. Gewonnen haben die Packers, was 50% der Amerikaner in einen Freudentaumel -und 50% ins Tal der Tränen stürzt. Mir persönlich ist es relativ egal. Da fahre ich lieber Rad, als einem Ei hinterher zu rennen ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen