Mittwoch, 20. April 2011

Wieder daheim

Nach harter Ladung bin ich nun wieder in Deutschland. Zum Glück war der Flug vorher sehr ruhig, sodass ich etwas schlafen konnte und gleich wieder in den richtigen Rhythmus gekommen bin. Das Wetter ist ja zum Glück halbwegs human und ich muss zumindestens nicht frieren. Besonders komisch ist allerdings das Autofahren. Man steht an der Kreuzung und wundert sich, dass der Motor aus ist ... irgendwann erinnert man sich, dass es da ja noch eine Kupplung gibt. An roten Ampeln habe ich auch schon einige Male gezuckt, weil ich rechts abbiegen wollte. Auch "rechts vor links" Kreuzungen machen mich ratlos. Aber ich werde mich wahrscheinlich wieder recht schnell daran gewöhnen.Es waren schöne sieben Monate mit vielen Erinnerungen. Vielen Dank an alle, die es möglich gemacht haben (ohne die Unterstützung der Großeltern hätte ich wohl im Büro schlafen müssen).
Nach dem Santa-Barbara-Wetter werde ich mich wohl allerspätestens nächsten Winter sehnen. Dafür ist das deutsche Essen eine echte Wohltat. Endlich wird man mal wieder satt, ohne gleich einen Elefanten essen zu müssen. Allerdings ist jetzt erstmal 'ne Blitzdiät nötig, um die schlimmsten Schäden zu beseitigen. In zwei Wochen geht es dann mit der Diplomarbeit los. Bis dahin werde ich mich noch den letzten Feinheiten am Großen Beleg widmen und auch ein wenig die freie Zeit genießen.
Dies ist jetzt der letzte Blog-Eintrag und ich bedanke mich bei allen Lesern. Ich hoffe, es war nicht allzu langweilig!

Sonntag, 17. April 2011

Letzter Logbucheintrag aus den USA

Mein aktuelles "set-up"
Wir sitzen gerade auf dem McCarran Airport in Vegas und haben viel zu viel Zeit. Durch die Sicherheitskontrolle bin ich zum ersten Mal seit langem ohne Probleme durch gekommen. Das dicke Ende kommt dann wahrscheinlich in Deutschland. Unser Flieger steht schon hier und wir warten darauf irgendwann mal rein gelassen zu werden. Draußen ist es kaum auszuhalten. Zum Glück ist es hier drinnen halbwegs kühl. In der Schlange am Check-In konnten wir uns schon mal wieder auf Deutschland einstellen. Vier Stunden vor dem Flug gings da schon um die besten Plätze. Da hab ich gleich wieder 'nen übelsten Hals gekriegt. Die Dame am Geldumtausch-Schalter haben wir dann noch mit unseren 15 Dollar in Münzen zur absoluten Verzweiflung getrieben. Da war selbst die amerikanische Gelassenheit kurz davor, überfordert zu sein. Ansonsten war alles wie geplant. Der gemietete Mini-Van hatte zwar einen Wendekreis wie ein Panzer. Aber auch das haben wir in den Griff gekriegt. Heute Nacht waren wir noch bis kurz vor Drei auf dem Strip unterwegs, sodass wir guter Hoffnung sind, im Flieger schlafen zu können. Vorausgesetzt, der Blutzuckerspiegel vom "full stack" pancakes vom Frühstück bei IHOP ist bis dahin wieder unten. Gestern habe ich auch den Anderen noch zu einem Versuch bei Kentucky Fried Chicken überreden können ... er ist gerade dabei sich zu erholen ...
Also dann - wenn der Condor-Kasten hält, melde ich mich wieder aus Deutschland.
Unser Flieger ist schon da.

Montag, 11. April 2011

Ich arbeite auch (manchmal)

Auf mehrfachen Wunsch schreibe ich heute mal was zu meiner Arbeit. Einige haben ja schon gemutmaßt, dass das mit dem Großen Beleg nur ein Fake ist und ich eigentlich die ganze Zeit Urlaub mache.
Kurzer Gruß an die fachinternen Leser (falls es noch welche gibt): Bitte habt Nachsicht mit mir, es sollen auch meine Omas verstehen.


Die Meisten von euch haben sicher zumindest im Fernsehen oder Terrarium einen Gecko die Wand hoch rennen sehen (auf Hawaii hatten wir ihn sogar in der Küche). Die meisten vermuten wohl irgendwelche Saugnäpfe, Klebstoff oder sonst irgendwas. Alles falsch - er hat Haare auf den Füßen. Das ganze funktioniert aber auch nicht wie ein Klettverschluss, sondern die Haare stehen senkrecht auf seinem Fuß wie im ersten Bild auf der linken Seite gezeigt. Auf den ersten Blick ist es etwas komisch, dass man nur mit Haaren auf dem Fuß irgendwo dran kleben kann. Das Ganze ist aber vergleichbar zum Haften der Kreide an einer Tafel. Wenn zwei Oberflächen sich nur nahe genug kommen, ziehen sie sich an (was wir jetzt einfach mal als gegeben annehmen, da ich inkompetent bzgl. Quantenmechanik bin). Wir kennen den Effekt nur nicht wirklich aus unserer täglichen Erfahrung, da die meisten Oberflächen winzige Unebenheiten haben, welche die für die Anziehung notwendige Annäherung unterbinden. Die Gecko-Haare sind aber deutlich feiner als die meisten Unebenheiten und haften entsprechend gut. Das gleiche Grundprinzip nutzen Fliegen, Spinnen und das meiste andere Getier, was an der Decke lang krabbeln kann. Die Wissenschaft will sich den Effekt zu Nutze machen und künstliche Gecko-Füße entwickeln. Wir dürfen also auf den echten Spiderman hoffen! Im Moment funktioniert das allerdings alles noch nicht besonders und der Gecko ist uns noch um Lichtjahre voraus. Wenn der Gecko nun seinen Fuß auf einer rauen Oberfläche absetzt, sieht das im Prinzip so wie im ersten Bild rechts aus. Wegen der Rauhigkeit bleiben manche Haare gerade und andere weichen aus. Selbst wenn der Gecko am Fuß zieht (sprich wenn er kopfüber an der Decke hängt), sind einige Haare zusammen gestaucht, während an anderen gezogen wird. Meine Aufgabe hier, war es, das Verhalten der Härchen zu untersuchen, wenn sie zusammen gedrückt werden. Das entscheidende Phänomen ist dabei das seitliche Ausweichen ab einer bestimmten Belastung. Ich habe zu Schulzeiten nicht nur ein Plastiklineal beim Ausloten dieses Effekts zerstört. Das war auch der Grund, weshalb ich irgendwann auf Stahllineal umgestiegen bin. Das einzige Lineal in unserem Büro hier an der Uni musste aber leider dran glauben (merkwürdigerweise ist es aber längs gerissen, was ich bisher auch noch nicht geschafft hatte).
Wenn man nun die feinen Härchen weit genug zusammen drückt, verlieren sie irgendwann die Haftung, wie im zweiten Bild rechts zu sehen. Das Interessante dabei ist, dass dies (meistens) nicht langsam und kontinuierlich, sondern auf einen Schlag passiert. Wenn man die Last wieder wegnimmt, geht das Härchen irgendwann wieder zurück in die ursprüngliche Person. Auch das passiert plötzlich – allerdings nicht an der gleichen Stelle wie beim zusammen drücken. Dieser abrupte Übergang zwischen haftenden und abgelösten Zuständen kann eine ganze Menge Effekte haben. Durch den plötzlichen „Ruck“ können zum Beispiel andere Härchen beeinflusst werden. Ich will jetzt auch nicht viel weiter ins Detail gehen. Fakt ist, dass es einige merkwürdige experimentelle Ergebnisse gibt. Die Versuchsanordnungen sind leider meistens viel zu kompliziert, um sie mit unseren Modellen genau beschreiben zu können. Aber unsere Ergebnisse führen immerhin zu dem Schluss, dass einen das ein oder andere Versuchsergebnis dann doch nicht allzu sehr überraschen sollte.
Ansonsten ist alles beim Alten. Meinen Hinterreifen hat’s die Woche endgültig zerlegt, sodass ich einen neuen kaufen musste. Beim derzeitigen Dollar-Kurs tut das zum Glück nicht ganz so weh. Unser Apartment verwandelt sich gerade zurück in den unmöblierten Ausgangszustand. Interessanterweise war mein aufblasbarer Sessel am schnellsten verkauft. Das Bett wurde aber gestern auch schon von einer Horde Mexikaner abgeholt (die kriegen sicher einige Leute quer ins Bett). Dankenswerterweise hat mir der Andere eine aufblasbare Matratze zur Verfügung gestellt. Morgen geht das Fahrrad. Stuhl und Schreibtisch werde ich hoffentlich auch bald los. Heute Nacht habe ich festgestellt, dass unser Apartment entgegen aller bisherigen Erkenntnisse eine Heizung besitzt. Irgendwie kam nämlich aus dem, was wir bisher für den Lüftungsschacht hielten, etwas Licht. Bisher stand das Bett davor, sodass mir das nie aufgefallen war. Nähere Inspektion brachte die Erkenntnis, dass dort drin eine Gasflamme brennt. Nach der Demontage der Abdeckung entdeckten wir sogar einen Einstellhebel. Der stand aber schon auf „off“. Weiter Einstellversuche haben wir nach der ersten Stichflamme sicherheitshalber abgebrochen. Es ist aber wirklich bemerkenswert, das selbst im ausgeschalteten Zustand andauernd eine Gasflamme brennt. Aber Energieverschwendung gehört hier zum Geschäft, wie der junge Herr Zeller gerade wieder beim Zubereiten seiner Lasagne in unserem mickrigen Ofen demonstriert:

Unser Heimflug geht dann am Sonntag von Las Vegas. Wir haben beschlossen ein Buffet zu plündern, die Nacht durchzumachen, unsere letzten Dollars zu verspielen und dann im Flugzeug zu schlafen, um gleich in den richtigen Rhythmus zu kommen. Klingt in der Theorie ganz gut – funktioniert aber nie und nimmer.

Sonntag, 3. April 2011

Heimrennen, das Zweite

Diese Woche war mal wieder Heimrennen des UCSB-Cycling-Teams. Aber nicht im Gelände, sondern auf der Straße. Es begann Samstag mit einem Kriterium. Diesmal mit einer "D"-förmigen Strecke, womit es ein ziemlich schnelles Rennen werden sollte. Da Stanford mit sechs Fahrern am Start war, entschloss ich mich im Feld sitzen zu bleiben, solange nicht zumindestens zwei Stanford-Fahrer in einer Attacke vertreten sind. Das war auch eine weise Entscheidung. Denn eine solche Attacke hat es nie gegeben und es ist auch keine Gruppe weiter als 50 Meter weg gekommen. Ich hatte meistens einen guten Riecher und die richtigen Lücken. Bei irgendeinem Prämiensprint wurde ich glaube ich noch Dritter. Aber hier sind die Kriteriums-Regularien etwas anders als bei uns, sodass die Prämien eigentlich egal sind (man kann bestenfalls Kekse gewinnen). Somit konnte ich gut Kräfte schonen und alles auf den Zielsprint setzen. Auf der Gegengeraden hatte ich in der letzten Runde eine ziemlich gute Position inne. Leider fuhr irgendjemand aus nicht ersichtlichem Grund eine gigantische Welle. Es hätte beinahe gekracht und ich musste einige Tritte weg lassen. Da bei den A-Collegiate-Rennen doch ganz schön die Post abgeht, war damit die Vorstellung beendet. Im Sprint des diesmal doch relativ großen Feldes blieb mir damit der 16. Platz. Die schnelle Strecke hat aber auf jeden Fall ziemlich Spaß gemacht. Ich denke, mit 270 Watt Durchschnittsleistung für 'nen 43er Schnitt habe ich auch meine neue Bestmarke in Sachen Effektivität aufgestellt.
Das Straßenrennen heute war zu meiner Enttäuschung relativ flach. So eine ebene Strecke muss man in der Umgebung von Santa Barbara erstmal finden. Dazu klingelte auch noch 4:00 Uhr der Wecker, da es um 4:45 Uhr los ging, um die Strecke und alles vorzubereiten. Den Vormittag verbrachte ich als einsamer Streckenposten. Hin und wieder gab es einige Probleme mit Auto-Fahrern, die nicht ganz zufrieden damit waren, dass eine Radsportveranstaltung statt fand. Ein Typ hatte auch gleich mal 'ne Kanone auf dem Beifahrersitz liegen. Irgendwie beängstigend. Ein anderer von oben bis unten zutätowierter Typ fragte mich nur, in welche Richtung die Cops abgebogen sind. Er hatte wahrscheinlich Angst, für die ganzen unerlaubten Tuning-Maßnahmen an seiner Karre abgefettet zu werden (obwohl hier schon ziemlich viel erlaubt ist). Ansonsten war es recht unterhaltsam, die Kurventechniken einiger Fahrer zu beobachten. Einer ignorierte meine Versuche, ihn nach rechts zu leiten, vollends und schoss geradeaus ins Feld. Hätte er mal gelenkt, wäre da nix passiert.
Unser Rennen fand dann mittags statt. Es ging am Anfang erstmal für kurze Zeit hektisch los. Danach war vorerst nur noch Gammeln angesagt (inkl. Pinkelpause des kompletten Fahrerfelds). Es gab später dann doch noch einige Attacken. Einmal spaltete sich das Feld und ich war unglücklicherweise im hinteren Teil. Ich wollte nicht zuviel Kraft vergeuden und spekulierte auf einen Zusammenschluss, was dann auch eingetreten ist. Das eine Gruppe geht, war bei dem Streckenprofil und speziell den Windverhältnissen ziemlich auszuschließen. Dazu kam noch, dass Stanford wieder das Geschehen kontrollierte. Es wurde zwar immer wieder attackiert, aber es sind alle ruck-zuck wieder zurück gefallen. So lief es auf einen Zielsprint hinaus. Die letzte halbe Runde war damit ziemlich hektisch mit ständigen Attacken. Ich war aber immer ziemlich weit vorne und fühlte mich gut. Beim Zielsprint auf der ewig langen, leicht ansteigenden Zielgerade mit Gegenwind fehlten mir dann doch etwas die Eigenschaften eines Sprinters. Mit Platz 9 bin ich aber dennoch recht zufrieden.
Nachdem die Rennen in Berkeley ziemlich hart waren, waren das mal optimale Trainingsrennen. Ich musste nie ans Limit gehen und beide Rennen haben echt Spaß gemacht.
Bis auf die Mittwochs-Kriterien dürfte es das jetzt auch gewesen sein, mit Rennen fahren auf amerikanischem Boden. Viel mehr macht das Material auch nicht mehr mit. Ich hatte auch diese Woche wieder meinen obligatorischen Platten. Das es nicht im Rennen bei Tempo 70 mitten im Feld passiert ist, steht aber irgendwie im Widerspruch zu Murphy`s Law. Diesbezüglich bin ich im Moment etwas verwirrt.