Auf mehrfachen Wunsch schreibe ich heute mal was zu meiner Arbeit. Einige haben ja schon gemutmaßt, dass das mit dem Großen Beleg nur ein Fake ist und ich eigentlich die ganze Zeit Urlaub mache.
Kurzer Gruß an die fachinternen Leser (falls es noch welche gibt): Bitte habt Nachsicht mit mir, es sollen auch meine Omas verstehen.
Die Meisten von euch haben sicher zumindest im Fernsehen oder Terrarium einen Gecko die Wand hoch rennen sehen (auf Hawaii hatten wir ihn sogar in der Küche). Die meisten vermuten wohl irgendwelche Saugnäpfe, Klebstoff oder sonst irgendwas. Alles falsch - er hat Haare auf den Füßen. Das ganze funktioniert aber auch nicht wie ein Klettverschluss, sondern die Haare stehen senkrecht auf seinem Fuß wie im ersten Bild auf der linken Seite gezeigt. Auf den ersten Blick ist es etwas komisch, dass man nur mit Haaren auf dem Fuß irgendwo dran kleben kann. Das Ganze ist aber vergleichbar zum Haften der Kreide an einer Tafel. Wenn zwei Oberflächen sich nur nahe genug kommen, ziehen sie sich an (was wir jetzt einfach mal als gegeben annehmen, da ich inkompetent bzgl. Quantenmechanik bin). Wir kennen den Effekt nur nicht wirklich aus unserer täglichen Erfahrung, da die meisten Oberflächen winzige Unebenheiten haben, welche die für die Anziehung notwendige Annäherung unterbinden. Die Gecko-Haare sind aber deutlich feiner als die meisten Unebenheiten und haften entsprechend gut. Das gleiche Grundprinzip nutzen Fliegen, Spinnen und das meiste andere Getier, was an der Decke lang krabbeln kann. Die Wissenschaft will sich den Effekt zu Nutze machen und künstliche Gecko-Füße entwickeln. Wir dürfen also auf den echten Spiderman hoffen! Im Moment funktioniert das allerdings alles noch nicht besonders und der Gecko ist uns noch um Lichtjahre voraus. Wenn der Gecko nun seinen Fuß auf einer rauen Oberfläche absetzt, sieht das im Prinzip so wie im ersten Bild rechts aus. Wegen der Rauhigkeit bleiben manche Haare gerade und andere weichen aus. Selbst wenn der Gecko am Fuß zieht (sprich wenn er kopfüber an der Decke hängt), sind einige Haare zusammen gestaucht, während an anderen gezogen wird. Meine Aufgabe hier, war es, das Verhalten der Härchen zu untersuchen, wenn sie zusammen gedrückt werden. Das entscheidende Phänomen ist dabei das seitliche Ausweichen ab einer bestimmten Belastung. Ich habe zu Schulzeiten nicht nur ein Plastiklineal beim Ausloten dieses Effekts zerstört. Das war auch der Grund, weshalb ich irgendwann auf Stahllineal umgestiegen bin. Das einzige Lineal in unserem Büro hier an der Uni musste aber leider dran glauben (merkwürdigerweise ist es aber längs gerissen, was ich bisher auch noch nicht geschafft hatte).
Wenn man nun die feinen Härchen weit genug zusammen drückt, verlieren sie irgendwann die Haftung, wie im zweiten Bild rechts zu sehen. Das Interessante dabei ist, dass dies (meistens) nicht langsam und kontinuierlich, sondern auf einen Schlag passiert. Wenn man die Last wieder wegnimmt, geht das Härchen irgendwann wieder zurück in die ursprüngliche Person. Auch das passiert plötzlich – allerdings nicht an der gleichen Stelle wie beim zusammen drücken. Dieser abrupte Übergang zwischen haftenden und abgelösten Zuständen kann eine ganze Menge Effekte haben. Durch den plötzlichen „Ruck“ können zum Beispiel andere Härchen beeinflusst werden. Ich will jetzt auch nicht viel weiter ins Detail gehen. Fakt ist, dass es einige merkwürdige experimentelle Ergebnisse gibt. Die Versuchsanordnungen sind leider meistens viel zu kompliziert, um sie mit unseren Modellen genau beschreiben zu können. Aber unsere Ergebnisse führen immerhin zu dem Schluss, dass einen das ein oder andere Versuchsergebnis dann doch nicht allzu sehr überraschen sollte.
Ansonsten ist alles beim Alten. Meinen Hinterreifen hat’s die Woche endgültig zerlegt, sodass ich einen neuen kaufen musste. Beim derzeitigen Dollar-Kurs tut das zum Glück nicht ganz so weh. Unser Apartment verwandelt sich gerade zurück in den unmöblierten Ausgangszustand. Interessanterweise war mein aufblasbarer Sessel am schnellsten verkauft. Das Bett wurde aber gestern auch schon von einer Horde Mexikaner abgeholt (die kriegen sicher einige Leute quer ins Bett). Dankenswerterweise hat mir der Andere eine aufblasbare Matratze zur Verfügung gestellt. Morgen geht das Fahrrad. Stuhl und Schreibtisch werde ich hoffentlich auch bald los. Heute Nacht habe ich festgestellt, dass unser Apartment entgegen aller bisherigen Erkenntnisse eine Heizung besitzt. Irgendwie kam nämlich aus dem, was wir bisher für den Lüftungsschacht hielten, etwas Licht. Bisher stand das Bett davor, sodass mir das nie aufgefallen war. Nähere Inspektion brachte die Erkenntnis, dass dort drin eine Gasflamme brennt. Nach der Demontage der Abdeckung entdeckten wir sogar einen Einstellhebel. Der stand aber schon auf „off“. Weiter Einstellversuche haben wir nach der ersten Stichflamme sicherheitshalber abgebrochen. Es ist aber wirklich bemerkenswert, das selbst im ausgeschalteten Zustand andauernd eine Gasflamme brennt. Aber Energieverschwendung gehört hier zum Geschäft, wie der junge Herr Zeller gerade wieder beim Zubereiten seiner Lasagne in unserem mickrigen Ofen demonstriert:
Unser Heimflug geht dann am Sonntag von Las Vegas. Wir haben beschlossen ein Buffet zu plündern, die Nacht durchzumachen, unsere letzten Dollars zu verspielen und dann im Flugzeug zu schlafen, um gleich in den richtigen Rhythmus zu kommen. Klingt in der Theorie ganz gut – funktioniert aber nie und nimmer.
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