Montag, 25. Oktober 2010

Gasalarm, Hobbyrennen, etc.

Die letzte Woche begann damit, dass wir ein Schild an der Türe hatten, das man uns den Gashahn zu drehen will. Irgendwie verständlich, denn schließlich hatten wir Gas für den Herd, ohne irgendeinen Vertrag oder sonstiges abgeschlossen zu haben. Das hatten die Vormieter wahrscheinlich nicht abgemeldet. Also hat der andere Sebastian dort angerufen und einen neuen Account eingerichtet. Am Schluss kam natürlich wieder die Frage nach der "social security number", welche wir nicht haben. Die einzige Alternative dazu war, mit dem Pass im örtliche Büro des Gasanbieters vorbeizufahren. Dumm nur, dass dieses am anderen Ende der Stadt liegt und dessen Öffnungszeiten sich kaum mit den Arbeitszeiten des Anderen verbinden ließen. Somit hatte ich den Jackpot gezogen, mit seinem Pass in der Trikottasche bei meiner morgendlichen Trainingsrunde dort vorbeizufahren. Wie zu erwarten, akzeptierten sie das ganze nicht, da sie Herrn Zeller identifizieren wollten. Ich fragte, ob sich der Account auf mich umschreiben lässt. Dann hätte ich gleich meinen Pass zeigen können und alles wäre gut gewesen. Das konnte die gute Dame am Schalter natürlich nicht durchführen, sodass ich gleich vor Ort bei der Hotline angerufen habe. Somit durfte ich mir auch nochmal das Frage-und-Antwort-Spiel antun, welchem ich am Vorabend schon beigewohnt hatte. Als ich am Ende einen menschlichen Bearbeiter am Telefon hatte, sagte der mir, dass alles umsonst war und er den Account nicht umschreiben kann. Aber ich könne die Passkopie per Fax schicken. Sowas Bescheuertes hab ich lange nicht erlebt. Ich kann den Pass von Herrn Zeller nicht vorzeigen, weil so keine Identifizierung möglich ist, aber Faxen ist ok oder was ? Naja, ich dachte mir besser nicht nachfragen. Es hat dann auf diesem Weg alles problemlos funktioniert. Aber man kanns auch umständlich machen ...
Fürs Wochenende wollte ich mit dem UCSB-Rad-Team nach Salinas zum studentischen Cross-Country-Rennen der Stanford-Uni. Da bei den "Collegiate-Races" meine deutsche Lizenz nichts wert ist, musste ich schnell noch eine Lizenz bei USA-Cycling lösen. Das ging ohne Weiteres online. Da kann der BDR sich 'ne Scheibe von abschneiden. Freitag nachmittag düsten wir also zu dritt mit Chevy-Van (10 Sitzplätze) und fettem Trailer (für locker 15 Fahrräder) nach Salinas. Totaler "Overkill". Der Durchschnittsverbrauch von dem Gespann ging schon tendenziell in Richtung Panzer. Alles sehr umweltfreundlich. Abends wollten wir noch was Essen gehen. Da ich der Einzige Ü-21-Jährige war, war es gar nicht so einfach was zu finden. Denn die lassen einen hier nicht so ohne Weiteres in die Kneipe rein. Ein Brite hatte dann Erbarmen und hat uns in seinen Pub reingelassen. So habe ich zum ersten mal in meinem Leben "Fish & Chips" gegessen. Der Hunger treibts ja  bekanntlich rein und der Verstand wieder raus. Auf Letzteres habe ich verzichtet. Am nächsten Morgen gings dann zum Wettkampf. Man hatte mir gesagt, dass es kein Problem sein sollte, meine US-Collegiate-C-Lizenz vor Ort auf eine A-Lizenz upzugraden. Dummerweise hatte der Offizielle, der das gekonnt hätte, nur seinen Vertreter geschickt. Dieser sah sich nicht in der Lage zu dieser Amtshandlung. Ich dachte mir, dass das vielleicht gar nicht so schlecht ist. Schließlich hatte mir mein Powertap bei der Vorbelastung bescheinigt, dass ich nur noch ein Schatten meiner selbst bin. Um sich wieder an die Rennbelastung zu gewöhnen, sollten 60 Minuten Wettkampfdauer gar nicht so schlecht sein. Irgendwie fühlte ich mich beim Rennen dann doch deutlich besser als gedacht. Über die Konkurrenz brauchte ich mir keine Sorgen machen, da die nach den ersten 200 Metern die Segel gestrichten hatte. Ich rauschte also von hinten in die vor uns gestarteten Felder der Damen-, B- und A-Klasse hinein. Endlich mal wieder Slalom-Training. Die Strecke war wie gemacht für mich. 2,5 Meilen bergauf und dann 2 Meilen schön schnell bergab. Mit Cross-Country wie wir es kennen, hatte es allerdings nicht sonderlich viel zu tun. Aber der sandige Untergrund hatte auch so seine Tücken. Am Ende der zweiten Runde hats mir dann in einer Kurve den Vorbau verdreht. Ich war halt doch etwas ängstlich beim Anziehen der Titanschrauben beim Zusammenbau nach dem Flug (Drehmomentschlüssel habe ich ja keinen mit). Also hab ich in der Start-Ziel-Passage einen lupenreinen Salto hingelegt. Unter dem Applaus der Zuschauer nahm ich das Vorderrad zwischen die Beine und zog die Sache wieder gerade. Im Folgenden war ich etwas vorsichtiger, um nicht nochmal im Dreck zu landen. Resultate habe ich zwar bisher keine gesehen, aber ich glaube, dass ich fast das ganze C-Feld überrundet habe. Und das bei 3 Runden á 20min. Ich glaube, die hassen mich jetzt. Mit meinen Rundenzeiten hätte ich wahrscheinlich auch das A-Rennen gewonnen, aber so wars ein typischer Fall von "dumm gelaufen". Ich fuhr anschließend noch zwei Stunden aus und schaute dann beim Super-D-Rennen zu (eine Art Downhill für Softies). Am Abend kamen noch die Eltern von einem anderen Mitfahrer zu Besuch und wir gingen gemeinsam Essen. Auf die Weise hab ich einen echten Klischee-Texaner kennen gelernt. Einfach nur "crazy" der Mann. Er klärte mich auf, dass unsere Bundeskanzlerin (deren Namen er aber nicht kannte) gesagt haben soll, dass in Deutschland zwei von drei Neugeboren muslimische Eltern haben. Ich hielt hart dagegen, da mir das praktisch unmöglich vorkommt. Oder habe ich was verpasst? Ich bitte um Aufklärung! Kurz vor der Eskalation passierte im Baseballspiel, welches im Fernsehen lief, irgendwas Entscheidendes, was zur sofortigen Beendigung der Diskussion führte. Nochmal Glück gehabt. Der Herr war aber offensichtlich auch nicht mehr ganz nüchtern. So ging der Abend dann doch friedlich zu Ende.
Am Sonntag wollte ich evtl. noch im Short-Track-Rennen (30 Minuten auf einer 1 km-Runde) an den Start gehen. Außerdem wollten noch andere Fahrer aus Santa Barbara für das Downhill-Rennen zu uns stoßen. Aufgrund von (mäßigem) Regen wurde der zweite Wettkampftag komplett abgesagt. Sowas habe ich auch nicht erlebt. Wir fuhren gleich heim. Nachmittags fuhr ich nochmal die gleiche Runde mit dem Rennrad, wie letztes Wochenende. Nur diesmal war unten passables Wetter und oben Wolken. Auf diese Weise konnte ich auch die "No-Shooting"-Stelle nochmal besichtigen. Es gibt dort nichts zu sehen, außer verbrannten Wald. Ich bin mir mittlerweile fast sicher, dass damit wirklich Schusswaffengebrauch gemeint ist. Schließlich war ich kurz voher an einem Schießsstand vorbei gekommen. Sicherheitsvorkehrungen oder sowas gab es dort  nicht. Wenn dort mal jemand schlecht zielt, siehts trübe aus. Aber es gibt hier so einige komische Sachen. Z. B. "Speed enforced by aircraft", was bedeutet, dass Geschwindigkeitskontrollen mit dem Flugzeug durchgeführt werden. Klingt sehr effizient. Wahrscheinlich dient es aber doch bloß der Abschreckung. Am Ende der gestrigen Radrunde hats nochmal nen lauten Knall gegeben. Mein dritter Platten mit dem Rennrad, seitdem ich hier bin. In dem halben Jahr hier brauche ich wahrscheinlich soviele Schläuche, wie bisher in meinem ganzen Leben zusammengenommen nicht. Bald kann ich den Schlauchwechsel inkl. Aufpumpen auf sechs bar auch beim Rennrad in vier Minuten (bei fünf bin ich schon).
Nachdem ich die letzten drei Wochen ordentlich trainiert habe, gehts jetzt erstmal in die Regenerations-Woche. Das Wetter soll auch wieder etwas besser werden, als die vergangenen Tage. Es hat nämlich ganz schön viel geregnet. Bei 16 °C ist das zwar angenehm, aber der Sand auf den Straßen klebt am Renner wie die Pest. Der Einzige Trost ist, dass danach Kettenblätter und Kette glänzen, weil sie frisch "befeilt" sind.
Mit dem Beleg scheints auch vorwärts zu gehen. Die vergangenen Wochen habe ich mich nur mit Bleistift und Papier rumgeschlagen. Aber die numerischen Ergebnisse stimmen offenbar erstaunlich gut mit dem überein, was ich aus dem Kaffeesatz rausgelesen habe.

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