Nach dem schnellen Start am vergangenen Sonntag früh um zwei fuhr ich bei teils unwetterartigem Regen in Richtung Las Vegas. Die Entscheidung, bereits in der Nacht los zu fahren erwies sich als goldrichtig. In Los Angeles waren die Straßen aufgrund des Regens teilweise überflutet und es hatte bereits einige Unfälle gegeben. Auf den teils acht-spurigen Straßen in Los Angeles hatten sich zum Teil Seen gebildet, auf denen der gemietete Toyota Corolla nicht mehr dahin fuhr, wohin ich lenkte. Mit der Karte auf dem Schoß navigierte ich durch das Straßenchaos von LA. Tagsüber wäre das wohl lustig geworden. So fand ich mehr oder weniger zufällig den wahrscheinlich schnellsten Weg in Richtung Las Vegas. Die ersten Achterbahnen kündigten sich bereits 30 Meilen vor der Stadt an. Ein inszenierter Autounfall am Straßenrand dürfte wohl auch für den ein oder anderen Lacher in den Notrufzentralen sorgen (für den ersten Augenblick war ich auch etwas erschrocken). Letztlich erreichte ich Las Vegas fünf Stunden vor der planmäßigen Ankunft des Fliegers. Ich fuhr daher auf den nächstbesten Supermarktparkplatz, um noch kurz zu Schlafen. Gegen Mittag begab ich mich zum Flughafen. Der Flieger sollte an Gate "IAB" ankommen. Nach intensivem Suchen, wurde mir klar, dass dieses am Terminal 2 sein musste. Ich war natürlich am Terminal 1. Mit dem Shuttle-Bus fuhr ich also dorthin. Dort angekommen gab es natürlich kein Gate "IAB". Die nette Angestellte am Schalter wies mir den Weg: "Gehen sie um die Ecke, hinter der Baustelle kommen die internationalen Flüge an". Tatsächlich war das Gate mehr oder weniger ein Bretterverschlag abseits des Flughafens. Der Flug verspätete sich entgegen aller Angaben auf dem Flughafen auch noch um eine Stunde. Ich hatte eine lustige Unterhaltung mit einem deutsch-amerikanischen Ehepaar aus Las Vegas, die ebenfalls Bekannte abholen wollten. Schließlich konnte ich tatsächlich Eric und Kristin in Empfang nehmen.
|
London Bridge |
Wir fuhren dann direkt nach Lake Havasu. Irgendein bekloppter Amerikaner hat hier Ende der 60er Jahre die "London Bridge" aufgebaut. Diese ging eigentlich vorher über die Themse in London und wurde von den Briten nach Amerika verkauft. Das Ding war die einzige wirkliche Sehenswürdigkeit im Ort. Ansonsten war "Tote Hose". Aber das Hotel war wirklich gut, da gab es nichts zu meckern. Nur die Weihnachtsbeleuchtung gegenüber der "London Bridge" entsprach nicht ganz dem erzgebirgischen Geschmack. Aber man kann nunmal nicht alles haben.
Am nächsten Tag fuhren wir zum Grand Canyon. Die Autofahrt bot wieder einige Lacher. So schmissen zum Beispiel einige Bauarbeiter Teer in die Löcher auf dem Freeway. Das Ganze aber ohne Baustellenschild oder Absperrung. Frei nach dem Motto: "Es fährt sich schon fest." Ein verwirrter Vogel versuchte auch noch unsere Windschutzscheibe zu durchbrechen. Zum Glück ohne Erfolg. Es gäbe noch vieles zu erzählen, aber dann komme ich heute gar nicht mehr ins Bett. Das Hotel am Rande des Grand Canyon Nationalparks war eine grandiose architektonische Fehlleistung. So konnte man die Zimmer nur von außen erreichen und musste in der Ar***-Kälte zu den Mahlzeiten jedes Mal durchs Freie. Normalerweise kein Problem. Aber solches Wetter bin ich nicht mehr gewohnt und so fror ich wie ein Hund (trotz zwei Unterhemden, Pullover und zwei Jacken).
|
Grand Canyon |
Nichtsdestotrotz hatten wir Glück mit dem Wetter und konnten am darauf folgenden Tag den Abstieg in den Grand Canyon in Angriff nehmen. Schilder warnten überall vor den Gefahren dieses Unternehmens: Dauerhafte Gehirnschäden, Herzstillstand und Tod könnten die Folge sein. Der Unterschied zwischen den letzten beiden ist mir nicht ganz klar. Außerdem wurde vor Flüssigkeitsmangel und Halluszinationen gewarnt. Beim Abstieg wurde es tatsächlich immer wärmer, sodass im Rucksack bald kein Platz mehr für die abgelegten Klamotten war. Der Trail war ein einziger Wander-Highway, sodass wir zügig voran kamen und nach drei Stunden mit einigen atemberaubenden Ausblicken den Colorado River am Fuße des Canyons erreichten. Nach dem Vertilgen einiger Nugatstangen begann der Aufstieg. Hier kam nun endlich auch der Haken der Wanderung, auf den wir die ganze Zeit schon gewartet hatten: Regen. Auf der Hälfte des Rückweges, wurden wir von einem Päarchen gebeten, ein Foto zu machen. Er erklärte mir, dass er ihr soeben einen erfolgreichen Heiratsantrag gestellt hatte. Ich verkniff mir, ihm eine bessere Ehe als das Wetter zu wünschen. Die Wetterbedingungen wurden während des Rückweges immer widriger. So kamen wir oben ziemlich durchgefroren an und hatten nichts dagegen, dass der klimatisierte Shuttle-Bus noch eine extra Runde einlegte. Während Kristin am nächsten Tag wieder topfit war, haben die Herren der Schöpfung seither mit den Folgeschäden zu kämpfen. Eric hat Muskelkater in den Waden. Ich habe von den völlig durchnässten Schuhen ziemliche Blasen an den Füßen bekommen. Es geht eben nichts über professionelle Ausrüstung!
|
Sphinx in Las Vegas |
Gestern ging es (mit kurzem Zwischenstopp am Hoover-Damm) weiter nach Las Vegas. Ich könnte auch hierzu einen halben Roman schreiben. Aber wer nicht dort war, glaubt es eh nicht. Wir haben uns schon vor dem Einchecken im hoteleigenen Straßennetz hoffnungslos verfahren. Wir fuhren dann direkt vorm Hoteleingang vor und parkten vor den Stretch-Limousinen. Keine Ahnung, ob das so gedacht war ... gesagt hat jedenfalls niemand was. Vor dem Abendspaziergang stärkten wir uns am Buffet im Mirage-Hotel. Niemand von uns hatte je zuvor eine derartig große Auswahl an Essen gesehen. So kam es wie es kommen musste und wir konnten uns nach einer reichlichen Stunde kaum noch bewegen. Eine Wanderung über den Strip (der Dreh- und Angelpunkt von Las Vegas) sollte Abhilfe schaffen. Wir schauten uns Venedig, Paris, Rom, New York und Ägypten an, ohne dabei in den Flieger steigen zu müssen. So einfach geht das also! Die Nachbauten sind zum größer, als die Originale. Die spinnen, die ... . Wir verzichteten darauf, Geld im Casino liegen zu lassen und fielen trotzdem abends halb tot ins Bett. Heute wollten wir dann durchs Death Valley. Schon auf der Anfahrt wurde uns bewusst, dass es nicht so abwegig ist, dass mehr Menschen in der Wüste ertrinken, als verdursten. Auf der Zufahrtstraße verhieß ein "road closed"-Schild nichts Gutes. Ein Einheimischer sagte uns, dass das Schild wohl nichts zu bedeuten hat und die Straße offen sein sollte. Es fuhren auch mehr Autos in die Wüste, als heraus kamen. Somit galt es, eine Entscheidung bezüglich der Routenplanung zu treffen. Wir entschieden uns gegen den Grundsatz "Traue nie einem Einheimischen" und folgten dem weiteren Straßenverlauf. Man sollte es nicht glauben, aber es funktionierte. Wir hatten stets eine Handbreit Luft zwischen Unterboden und überschwemmter Straße und erreichten somit ohne nennenswerte Zwischenfälle dass Death Valley. Die verbliebene Zeit nutzten wir zu etwas Sightseeing in der wunderschönen Wüstenlandschaft. Es ist wahrscheinlich nicht vielen Leuten vergönnt, Wasser im Death Valley zu sehen ...
|
Landschaft im Death Valley |
Mit Einbruch der Dunkelheit fuhren wir weiter nach Lone Pine. Auf der Fahrt wurden wir mehrfach in unserer Wahrnehmung getäuscht. Wo wir dachten, dass die Straße bergauf geht, ging es bergab und umgekehrt. Wir sind diesbezüglich nach wie vor ratlos.
Im Moment übernachten wir in einem "Comfort Inn" in der Nähe des schneebedeckten Mt. Whitney (4421 m). Morgen fahren wir weiter in den Wintersportort Mammoth Lakes, wo wir hoffentlich weiße Weihnachten verbringen können.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen ein frohes Weihnachtsfest. Und esst nicht soviel, wie wir am Buffet in Las Vegas!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen