Donnerstag, 30. Dezember 2010

Kommt gut rüber ...

Buy two, get one free ...
Heute meld ich mich nur ganz kurz:
Morgen (oder bei euch heute) ist Sylvester und 2010 ist schon wieder Geschichte. Daher wünschen wir (d. h. Eric, Kristin und ich) euch alles Gute fürs neue Jahr. Kommt gut rüber, aber verletzt euch nicht beim vielen Rutschen.
Und feiert gut. Wir werden Selbiges hoffentlich auch auf Hawaii tun. Morgen früh geht unser Flieger dorthin. Momentan sind wir gerade in Santa Barbara im Apartment und sortieren die Koffer neu ein. Die sind nämlich von den vielen Outlet-Store-Einkäufen etwas dicker geworden. Aber dazu später mehr ...

Montag, 27. Dezember 2010

Mammutbäume und Bären

Giant Sequoia Tree (Riesenmammutbaum)
Heute waren wir den ganzen Tag im Yosemite Nationalpark. Zuerst schauten wir uns die Riesenmammutbäume des Mariposa Grove an. Bereits die "normalen" Bäume des Nationalparks sind ziemlich groß. Aber die Mammutbäume sind mit bis zu 25 Metern Stammumfang gigantisch. Die Wanderung durch den Schnee nahm den ganzen Vormittag in Anspruch, da alles doch etwas weiter als gedacht war. Aber immerhin waren wir besser vorbereitet, als die Meisten der allgegenwärtigen Inder und Chinesen. Insbesondere Letztere glänzten mit unangemessenem Schuhwerk. Die insgesamt ca. 10 km lange Wanderung hätte ich nicht in Absatzschuhen absolvieren wollen. Ganz groß war einer, der uns (völlig außer Atem) 100 m nach dem Parkplatz fragte, wie weit es denn noch sei. Als wir ihm sagten, dass es bis zum ersten Mammutbaum noch 2,5 Meilen sind, ist ihm erstmal das Gesicht eingeschlafen.
Nachmittags wollten wir dann zum Upper Yosemite fall hoch laufen. Beim Aufstieg diskutierten wir, wie wahrscheinlich es ist, vom Bären gefressen zu werden (es ist noch nie jemand im Yosemite Nationalpark einem Bären zum Opfer gefallen). Wir hatten einige nette Ausblicke, mussten aber irgendwann aufgrund der einbrechenden Dämmerung und auch der Schneesituation umdrehen.
Upper Yosemite Fall
Irgendwann drehte Kristin, die ein paar Meter vorweg gegangen war, auf der Stelle um und rannte mit besorgniserregendem Gesichtsausdruck zurück. Ich dachte erst, dass Eric irgendeinen Spruch losgelassen hat und jetzt ein paar gescheuert bekommt. Die wirkliche Ursache waren zwei Inder, die in der nächsten Serpentine kauerten und "bear" gerufen hatten. Nach einigen Augenblicken konnten wir tatsächlich einen zwischen zwei Serpentinen parkenden Schwarzbär erkennen. Wir versuchten den Indern klarzumachen, dass hinkauern und ruhig verhalten keine gute Idee ist und man vielmehr laut sein und den Bären verscheuchen sollte. Den Herren im Fell interessierte das aber alles wenig bis gar nicht. Es kamen einige weitere Wanderer den Trail herunter, sodass wir bald zu zehnt waren. Der Bär war offenbar aus dem Streichelzoo ausgebrochen. Jedenfalls blieb er weiterhin seelenruhig. Wir beschlossen, einfach weiterzuwandern und umrundeten den Kollegen in vielleicht zehn Metern Abstand ohne dass er Notiz von uns zu nehmen schien. Zum Glück hat er die Oreo-Kekse in unserem Rucksack nicht gerochen, sonst wäre es vielleicht anders ausgegangen. So aber absolvierten wir den weiteren Abstieg (wie im letzten Blog-Eintrag prognostiziert) in neuer Rekordzeit.
Der Bär ...
Bei der Rückfahrt nach Mariposa trafen wir das erste Mal seitdem wir unterwegs sind eine spontane Entscheidung für ein Restaurant, da wir Hunger hatten. Normalerweise waren wir immer unentschlossen und brauchten ewig, um uns für ein Lokal zu entscheiden. Das Resultat der Spontanität war der kulinarische Tiefpunkt der bisherigen Reise. Die Speisekarte ließ wenig Wahl, sodass es auf Burger hinaus lief. Dieser bestand aus einer Scheibe ranzigen Fetts, welche in ein altes Brötchen eingelegt war. Dazu wurden in Öl ertränkte Pommes gereicht. Die Friteuse hatte ihren letzten Ölwechsel wahrscheinlich vor einigen Jahren. Jedenfalls fühlten wir zum zweiten Mal auf dieser Reise (nach der Übernachtung im Raucherzimmer des Motel 6 in Mammoth Lakes), wie unsere Lebenserwartung minütlich, bzw. mit jedem Bissen, sank. Den Nachgeschmack habe ich noch immer im Mund. Hoffentlich wird das bis morgen besser. Es ist wirklich unerträglich. Die Amerikaner am Nachbartisch fanden es übrigens "delicious" ...

Sonntag, 26. Dezember 2010

Mammoth Lakes und South Lake Tahoe

Da hilft nur noch Daumenlutschen ...
Bereits bei der Fahrt nach Mammoth Lakes am Heiligabend wurde klar, dass unsere Hoffnung auf weiße Weihnachten wohl mehr als erfüllt werden würde. Je weiter wir dem Wintersportort kamen, desto höher wurden die Schneehäufen. Irgendwann hieß es "chains on", also Schneekettenpflicht. Die Anleitung für das Anlegen der Ketten (bzw. "cables") erinnerte uns an Ikea. Da wir das Kauderwelsch nicht wirklich verstanden haben, versuchten wir es mit unserem Ingenieursverstand (zumindestens Eric ist ja schon Dipl.-Ing.). Nachdem unsere Finger schon fast abgefroren waren, haben wir es dann doch hingekriegt. Wir wurden noch von einem Polizisten ermahnt, dass wir unser Auto nicht weit genug auf dem Standstreifen geparkt hätten. Er sagte, er hätte uns beinahe umgefahren. In Wirklichkeit stand er zwei Meter neben uns. Mit den Schneeketten hatten wir von nun an erstaunlich viel Grip auf der z. T. vereisten Straße. Allerdings mussten wir uns jetzt aufgrund des Geräuschpegels anschreien. Unsere Ankunft in Mammoth Lakes haben wir beinahe nicht realisiert, weil die Häuser hinter den Schneehäufen verborgen waren. Die Amis lassen sich also auch bzgl. des Schnees nicht lumpen und dürften mehr als konkurrenzfähig zu den aktuell in Deutschland stattfindenden Schneefällen sein. Da der Ort extrem teuer ist, wollten wir im Motel 6 (eine große Motelkette) übernachten. Selbst dort war der Preis noch gepfeffert. Man konnte uns nur ein Raucherzimmer anbieten. Daraufhin haben wir erstmal die Bude komplett durchgelüftet. Aber so ein Duft ist praktisch unmöglich rauszukriegen. Wir fühlten förmlich, wie unsere Lebenserwartung während des Aufenthalts in dem Zimmer sank. Der Versuch, eine Internetverbindung zu Stande zu bringen war hoffnungslos. Wir hatten beim Check-In einen Code bekommen, welcher nicht funktionierte. Ich ging also wieder hin und bekam zwei weitere Zahlenkombinationen, die auch nicht richtig waren. Als ich das dritte Mal an der Rezeption vorstellig wurde, hatte das Personal gewechselt. Mir wurde erklärt, dass die Leute von der vorangegangen Schicht blöd sind und ich einen Karte mit einem neuen Code zum Preis von drei Dollar erwerben muss. Ich zahlte "cash", was ein dummer Fehler war. Der Code funktionierte natürlich nicht. So langsam vermuteten wir, dass es sich bei den Codes in Wahrheit um Lose handelt und wir bisher nur Nieten erwischt hatten. Ich machte daraufhin meinem Unmut an der Rezeption Luft. Mir wurde erklärt, dass der Spielschein nicht rückerstattungsfähig ist, da ich bar bezahlt hatte. Ich hätte platzen können. Wir entschieden, es dabei zu belassen und Essen zu gehen. Dabei fanden wir vor einer anderen Zimmertür einen Porsche-Schlüssel. Ein Porsche Cayenne war schnell auf dem Parkplatz identifiziert. Wir klopften also an der Zimmertür, vor der wir den Schlüssel gefunden hatten. Ein halb nackter, verdutzter Mann öffnete und wir fragten ihn, ob es sein Schlüssel ist. Er schien wirklich überfordert mit der Situation zu sein (er hatte noch eine Frau im Zimmer) und griff sich den Schlüssel. Irgendwie erschien uns das komisch. Da beim Check-In aber immer die Autonummern anzugeben sind (vermutlich, damit niemand unberechtigt parkt), konnten wir leicht herausfinden, dass Zimmernummer und Autonummer zueinander passten. Für unsere Aufrichtigkeit bekamen wir vom Rezeptionisten kostenlos ein neues Los für den Internetzugang. Wir hatten heute kein Glück und es war wieder eine Niete. Wir wären wohl besser doch den Porsche genommen ...
Beim typisch erzgebirgischen Weihnachtsessen beim Mexikaner schlugen sich Eric und Kristin die Mägen so voll, dass sie nichtmal mehr ihre Margaritas austrinken konnten. Mein Kuhmagen konnte darüber nur lachen.
Gestern fuhren wir dann nach South Lake Tahoe. Da wir kein Internet gehabt hatten, wussten wir auch nicht genau, wo unser Gästehaus zu finden ist. Dummerweise war die Stadt größer als vermutet und wir mussten uns letztendlich durchfragen. Nach einstündiger Sucherei angekommen, mussten wir uns das Lachen wirklich verkneifen, als uns am Check-In erklärt wurde, dass am nächsten Morgen ein "Continental-Breakfast" in der Lobby serviert werden würde. Letztere war geschätzte zwei Quadratmeter groß. Eric antwortete auf die Frage, ob wir das "Spa" benutzen wollen, wie selbstverständlich "Ja". Daraufhin wurden uns Handtücher ausgehändigt und wir wunderten uns, wo das "Spa" sein könnte. Als wir das Auto ausluden, fummelte der Mann von der Rezeption im Außengelände an einem kleinen Pool rum. Uns verging nun das Lachen, da es Minusgrade hatte und schneite. Wir hatten uns ja praktisch verpflichtet, dass "Spa" zu nutzen. Wir zogen es erstmal vor, die Gegend zu erkunden. In der einbrechenden Dämmerung spazierten wir (nach einer unplanmäßig langen Autoanfahrt) in eine kleine Bucht. Den Rückweg absolvierten wir in der halben Zeit, da Kristin Angst vor wilden Bären hatte.
Zurück in unserem Gästehaus schritten Eric und ich nun zur Tat und legten die Badehosen an. Beim ersten Schritt in den Pool war uns zum Schreien zu Mute. Allerdings nicht vor Kälte, sondern vor Hitze. Wie einem Schild am Pool zu entnehmen war, hatte das Wasser eine Temperatur von 105° F (40,5° C). So kochten wir unter den vorsichtshalber angelegten Mützen ab. Das anschließende Abendessen war ausnahmsweise ohne Zwischenfälle und alle aßen brav ihr Tellerchen auf.
Heute wollten wir in Richtung des Yosemite-Nationalparks fahren. Dem stand aber erstmal der vereiste Innenhof des Gästehauses im Wege. Ein Inder, der offenbar noch nicht viel Schnee gesehen hatte, manövrierte sein Auto in eine schier aussichtslose und alles blockierende Position. Er probierte nach dem Motto "Viel hilft viel" loszukommen und produzierte mit den durchdrehenden Rädern einen wunderbaren Eisfilm. Mit der Erfahrung des letzten Tages konnten wir ihm in Rekordzeit Schneeketten montieren. Nach einigem Hin- und Her konnten wir ihn schließlich raus auf die Straße bugsieren. Mit etwas mehr Gefühl im Gasfuß kamen wir auch ohne Schneeketten montieren zu müssen los.
Das änderte sich aber bald, da die Straße höher führte und von nun an Schneeketten Pflicht waren. Wir waren bei der Montage selbiger jetzt schon schneller, als die professionellen "Schneeketten-Anleger", welche für ihren Service 30 Dollar verlangen. Die weitere Reise verlief aufgrund der Bedingungen ziemlich zäh. So durften wir die Schneeketten-Prozedur noch zweimal durchführen. Mittlerweile überlegen wir, ob wir nicht den Urlaub abbrechen und die Schneeketten-Montage zum Kampfpreis und mit deutschem Gütesiegel anbieten. Leider ist das ohne entsprechendes Zertifikat verboten, sodass wir die Reise doch fortsetzen werden. Mit Einbruch der Dämmerung kamen wir im Yosemite Village an und informierten uns über die Gegebenheiten. Danach ging es nach Mariposa, wo wir ein kleines Apartement für die nächsten zwei Tage gemietet haben. Morgen werden wir dann zwei Wanderungen im verschneiten Yosemite Nationalpark in Angriff nehmen. Dass wird sicher schnell gehen, da es auch hier Bären geben soll ... aber eigentlich sollten die ja schlafen.

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Grand Canyon, Las Vegas und Death Valley

Nach dem schnellen Start am vergangenen Sonntag früh um zwei fuhr ich bei teils unwetterartigem Regen in Richtung Las Vegas. Die Entscheidung, bereits in der Nacht los zu fahren erwies sich als goldrichtig. In Los Angeles waren die Straßen aufgrund des Regens teilweise überflutet und es hatte bereits einige Unfälle gegeben. Auf den teils acht-spurigen Straßen in Los Angeles hatten sich zum Teil Seen gebildet, auf denen der gemietete Toyota Corolla nicht mehr dahin fuhr, wohin ich lenkte. Mit der Karte auf dem Schoß navigierte ich durch das Straßenchaos von LA. Tagsüber wäre das wohl lustig geworden. So fand ich mehr oder weniger zufällig den wahrscheinlich schnellsten Weg in Richtung Las Vegas. Die ersten Achterbahnen kündigten sich bereits 30 Meilen vor der Stadt an. Ein inszenierter Autounfall am Straßenrand dürfte wohl auch für den ein oder anderen Lacher in den Notrufzentralen sorgen (für den ersten Augenblick war ich auch etwas erschrocken). Letztlich erreichte ich Las Vegas fünf Stunden vor der planmäßigen Ankunft des Fliegers. Ich fuhr daher auf den nächstbesten Supermarktparkplatz, um noch kurz zu Schlafen. Gegen Mittag begab ich mich zum Flughafen. Der Flieger sollte an Gate "IAB" ankommen. Nach intensivem Suchen, wurde mir klar, dass dieses am Terminal 2 sein musste. Ich war natürlich am Terminal 1. Mit dem Shuttle-Bus fuhr ich also dorthin. Dort angekommen gab es natürlich kein Gate "IAB". Die nette Angestellte am Schalter wies mir den Weg: "Gehen sie um die Ecke, hinter der Baustelle kommen die internationalen Flüge an". Tatsächlich war das Gate mehr oder weniger ein Bretterverschlag abseits des Flughafens. Der Flug verspätete sich entgegen aller Angaben auf dem Flughafen auch noch um eine Stunde. Ich hatte eine lustige Unterhaltung mit einem deutsch-amerikanischen Ehepaar aus Las Vegas, die ebenfalls Bekannte abholen wollten. Schließlich konnte ich tatsächlich Eric und Kristin in Empfang nehmen.
London Bridge
Wir fuhren dann direkt nach Lake Havasu. Irgendein bekloppter Amerikaner hat hier Ende der 60er Jahre die "London Bridge" aufgebaut. Diese ging eigentlich vorher über die Themse in London und wurde von den Briten nach Amerika verkauft. Das Ding war die einzige wirkliche Sehenswürdigkeit im Ort. Ansonsten war "Tote Hose". Aber das Hotel war wirklich gut, da gab es nichts zu meckern. Nur die Weihnachtsbeleuchtung gegenüber der "London Bridge" entsprach nicht ganz dem erzgebirgischen Geschmack. Aber man kann nunmal nicht alles haben.
Am nächsten Tag fuhren wir zum Grand Canyon. Die Autofahrt bot wieder einige Lacher. So schmissen zum Beispiel einige Bauarbeiter Teer in die Löcher auf dem Freeway. Das Ganze aber ohne Baustellenschild oder Absperrung. Frei nach dem Motto: "Es fährt sich schon fest." Ein verwirrter Vogel versuchte auch noch unsere Windschutzscheibe zu durchbrechen. Zum Glück ohne Erfolg. Es gäbe noch vieles zu erzählen, aber dann komme ich heute gar nicht mehr ins Bett. Das Hotel am Rande des Grand Canyon Nationalparks war eine grandiose architektonische Fehlleistung. So konnte man die Zimmer nur von außen erreichen und musste in der Ar***-Kälte zu den Mahlzeiten jedes Mal durchs Freie. Normalerweise kein Problem. Aber solches Wetter bin ich nicht mehr gewohnt und so fror ich wie ein Hund (trotz zwei Unterhemden, Pullover und zwei Jacken).
Grand Canyon
Nichtsdestotrotz hatten wir Glück mit dem Wetter und konnten am darauf folgenden Tag den Abstieg in den Grand Canyon in Angriff nehmen. Schilder warnten überall vor den Gefahren dieses Unternehmens: Dauerhafte Gehirnschäden, Herzstillstand und Tod könnten die Folge sein. Der Unterschied zwischen den letzten beiden ist mir nicht ganz klar. Außerdem wurde vor Flüssigkeitsmangel und Halluszinationen gewarnt. Beim Abstieg wurde es tatsächlich immer wärmer, sodass im Rucksack bald kein Platz mehr für die abgelegten Klamotten war. Der Trail war ein einziger Wander-Highway, sodass wir zügig voran kamen und nach drei Stunden mit einigen atemberaubenden Ausblicken den Colorado River am Fuße des Canyons erreichten. Nach dem Vertilgen einiger Nugatstangen begann der Aufstieg. Hier kam nun endlich auch der Haken der Wanderung, auf den wir die ganze Zeit schon gewartet hatten: Regen. Auf der Hälfte des Rückweges, wurden wir von einem Päarchen gebeten, ein Foto zu machen. Er erklärte mir, dass er ihr soeben einen erfolgreichen Heiratsantrag gestellt hatte. Ich verkniff mir, ihm eine bessere Ehe als das Wetter zu wünschen. Die Wetterbedingungen wurden während des Rückweges immer widriger. So kamen wir oben ziemlich durchgefroren an und hatten nichts dagegen, dass der klimatisierte Shuttle-Bus noch eine extra Runde einlegte. Während Kristin am nächsten Tag wieder topfit war, haben die Herren der Schöpfung seither mit den Folgeschäden zu kämpfen. Eric hat Muskelkater in den Waden. Ich habe von den völlig durchnässten Schuhen ziemliche Blasen an den Füßen bekommen. Es geht eben nichts über professionelle Ausrüstung!
Sphinx in Las Vegas
Gestern ging es (mit kurzem Zwischenstopp am Hoover-Damm) weiter nach Las Vegas. Ich könnte auch hierzu einen halben Roman schreiben. Aber wer nicht dort war, glaubt es eh nicht. Wir haben uns schon vor dem Einchecken im hoteleigenen Straßennetz hoffnungslos verfahren. Wir fuhren dann direkt vorm Hoteleingang vor und parkten vor den Stretch-Limousinen. Keine Ahnung, ob das so gedacht war ... gesagt hat jedenfalls niemand was. Vor dem Abendspaziergang stärkten wir uns am Buffet im Mirage-Hotel. Niemand von uns hatte je zuvor eine derartig große Auswahl an Essen gesehen. So kam es wie es kommen musste und wir konnten uns nach einer reichlichen Stunde kaum noch bewegen. Eine Wanderung über den Strip (der Dreh- und Angelpunkt von Las Vegas) sollte Abhilfe schaffen. Wir schauten uns Venedig, Paris, Rom, New York und Ägypten an, ohne dabei in den Flieger steigen zu müssen. So einfach geht das also! Die Nachbauten sind zum größer, als die Originale. Die spinnen, die ... . Wir verzichteten darauf, Geld im Casino liegen zu lassen und fielen trotzdem abends halb tot ins Bett. Heute wollten wir dann durchs Death Valley. Schon auf der Anfahrt wurde uns bewusst, dass es nicht so abwegig ist, dass mehr Menschen in der Wüste ertrinken, als verdursten. Auf der Zufahrtstraße verhieß ein "road closed"-Schild nichts Gutes. Ein Einheimischer sagte uns, dass das Schild wohl nichts zu bedeuten hat und die Straße offen sein sollte. Es fuhren auch mehr Autos in die Wüste, als heraus kamen. Somit galt es, eine Entscheidung bezüglich der Routenplanung zu treffen. Wir entschieden uns gegen den Grundsatz "Traue nie einem Einheimischen" und folgten dem weiteren Straßenverlauf. Man sollte es nicht glauben, aber es funktionierte. Wir hatten stets eine Handbreit Luft zwischen Unterboden und überschwemmter Straße und erreichten somit ohne nennenswerte Zwischenfälle dass Death Valley. Die verbliebene Zeit nutzten wir zu etwas Sightseeing in der wunderschönen Wüstenlandschaft. Es ist wahrscheinlich nicht vielen Leuten vergönnt, Wasser im Death Valley zu sehen ...
Landschaft im Death Valley
Mit Einbruch der Dunkelheit fuhren wir weiter nach Lone Pine. Auf der Fahrt wurden wir mehrfach in unserer Wahrnehmung getäuscht. Wo wir dachten, dass die Straße bergauf geht, ging es bergab und umgekehrt. Wir sind diesbezüglich nach wie vor ratlos.
Im Moment übernachten wir in einem "Comfort Inn" in der Nähe des schneebedeckten Mt. Whitney (4421 m). Morgen fahren wir weiter in den Wintersportort Mammoth Lakes, wo wir hoffentlich weiße Weihnachten verbringen können.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen ein frohes Weihnachtsfest. Und esst nicht soviel, wie wir am Buffet in Las Vegas!

Sonntag, 19. Dezember 2010

Pleiten, Pech und Pannen ... und vielleicht doch eine Lösung?

Eigentlich wollte ich heute (oder mittlerweile schon gestern) in Los Angeles sein, da mich ja mein Kumpel Eric und seine Freundin Kristin besuchen. Wir wollen zwei Wochen durch die USA reisen. Anschließend soll es noch für eine Woche nach Hawaii gehen, wo wir den Jahreswechsel mal in Badehose begehen wollen, während ihr daheim wohl eher Tiefschneeausrüstung braucht. Der Schnee ist aber offenbar auch der Grund weshalb ich noch hier in Santa Barbara fest sitze. Keine Angst, hier schneit es nicht. Es gibt nur sintflutartige Regenfälle seit zwei Tagen. Einen derartigen pausenlosen Dauerregen habe ich selten erlebt. Vor allem stehen gleich alle Straßen unter Wasser, da die Kanalisation für sowas überhaupt nicht ausgelegt ist. Ich habe mittlerweile fast keine trockenen Klamotten mehr. Aber zurück zum Thema: Kristin und Eric wollten eigentlich schon gestern Mittag in LA ankommen. Freitag früh (Kalifornien-Zeit) riefen sie aber an, dass alle British Airways Flüge von Frankfurt nach London Heathrow, von wo es für sie weiter gehen sollte, abgesagt sind. Irgendwie schon komisch, da Lufthansa parallel stündlich nach London geflogen ist. Es wäre ja vielleicht auch möglich gewesen, mit einem Lufthansa-Flug zu fliegen, aber man muss natürlich erstmal wissen, wie die Rückerstattung von British Airways gehandhabt wird. Aber bei der (angeblich) weltbesten Airline wird Kundenservice ganz groß geschrieben. So war es abends 19 Uhr (deutscher Zeit) nicht mehr möglich, irgendjemanden von British Airways an den Apparat zu bekommen. Das kann sogar Air-Berlin besser (kann ich aus eigener Erfahrung sagen). Der Versuch direkt in Großbritannien anzurufen scheiterte, da die Landesvorwahl offenbar gefiltert wird, sodass man aus Deutschland aus nicht durchkommt. Nach dem Telefonat mit Eric am Freitag früh habe ich konsequenterweise noch drei Busse nacheinander verpasst (einmal war ich wirklich zu spät, einmal hatte ich einen veralteten Fahrplan und einmal habe ich den Bus nur noch fünf Minuten zu früh wegfahren sehen). Da die Busse nicht so oft fahren, war ich dann nachmittags um zwei endlich auf Arbeit. Ihr fragt euch sicher, warum ich nicht mit dem Rad fahren kann ... nun ja, ich habe auch das versucht, aber nach 500 Metern völlig durchgeweicht kapituliert. Dann endlich auf Arbeit angekommen, habe ich mit Bob (der Professor, der mich hier betreut) einen meiner Plots diskutiert, was nochmal 2,5 Stunden in Anspruch genommen hat. Danach war der Tag dann schon wieder so gut wie rum. Ich habe nochmal eine reichliche Stunde mit dem Drucker auf Arbeit gekämpft, um unsere Reservierungsbestätigungen für die Hotels raus zu leiern. Aber das wars dann auch. Freitag war ein Tag, an dem ich besser im Bett geblieben wäre.
Eric und Kristin sind dann noch in der Nacht direkt auf den Flughafen nach Frankfurt gefahren, um ihr Glück zu versuchen. Freitag abend (meiner Zeit) kam dann die erfreuliche Nachricht, dass sie einen Flug am Sonntag (also heute) nach Los Angeles nehmen können. Da hätten wir zwar direkt noch 450 km nach Lake Havasu fahren müssen (da wir aufgrund der Gesamtplanung möglichst schnell wieder in den Zeitplan kommen wollen), aber es wäre sicher noch ok gewesen. Samstag nachmittag kam dann der Anruf, dass der Flug auch abgesagt ist und es wahrscheinlich erst Montag Mittag einen passenden Flug nach Las Vegas gibt. So habe ich trotzdem gestern den Mietwagen abgeholt und geplant, heute nach Los Angeles zu fahren, mir zwei, drei Sachen anzuschauen (z. B. Queen Mary oder Natural history museum), nach Lake Havasu zu fahren, dort alleine zu übernachten und dann Sonntag früh nach Las Vegas zu düsen. Vor zwei Stunden (es ist gerade früh um 1 hier) hat Eric angerufen, dass sie gerade dabei sind einen Flieger nach Las Vegas zu besteigen und somit einen Tag eher sind. Da Montag von der Zeitplanung her echt schwierig geworden wäre, ist das mal eine echt positive Überraschung. Ich hoffe, dass das jetzt klappt und das das Gepäck im richtigen Flieger gelandet ist (die Liste möglicher weiterer Pannen könnte man unendlich fortsetzen, aber ich hör jetzt auf, eh man mich wieder einen Pessimisten nennt). Ich werde jetzt also einen zügigen Start hinlegen. Es ist zwar noch genug Zeit, um nach Las Vegas zu kommen (es sind um die 600 km und ich habe noch 12 Stunden), aber ich habe keine Lust morgen früh in einem der berüchtigten LA-Phantom-Staus festzusitzen. Außerdem ist bei dem aktuellen Wetter hier auch nicht vorherzusehen, was morgen auf den Straßen überhaupt noch geht. Schließlich sind die Leute hier keinen Regen gewohnt und damit ist das Verkehrschaos vorprogrammiert.
Also dann, ich hoffe, dass jetzt alles glatt geht und melde mich, wenn es was Interessantes zu berichten gibt.

Sonntag, 12. Dezember 2010

Biking & Hiking bei 25-30 °C Mitte Dezember ...

Während es in der Heimat offenbar recht kalt ist, wie ich dem Wetterbericht entnehme, haben wir hier gerade ein paar Grad zu viel. Gestern war ich mal wieder im Glutofen-Tal unterwegs. Diesmal bei angenehmen 30 °C. Allerdings musste ich nicht kehrt machen, da ich ja mittlerweile weiß, dass man auf dem Freeway fahren darf. Außerdem kenne ich mittlerweile auch ein paar Schleichwege, mit denen zumindestens teilweise der Seitenstreifen vom Freeway zu vermeiden ist. So konnte ich gestern den (fast) letzten mit sinnvollen Mitteln erreichbaren, bisher schwarzen Fleck in meiner persönlichen Straßenradkarte tilgen. Es gibt noch eine kurze Verbindung in den Bergen, die ich noch nicht gefahren bin. Aber so langsam dürfte ich alle Straßen um Santa Barbara kennen.
Wo ist der Weg?
Aber es gibt ja auch noch einige Trails. So waren heute der Andere, Hamid (Iran), Martina (Schweiz), Jess (US) und ich gemeinsam wandern. Hamid schlug vor, auf den "Cathedral Peak" zu wandern. Mit vielleicht 1000 Metern Höhe klang das nach einer schnellen Geschichte. Es wurde aber doch etwas länger ... da es hier im Grunde keine ordentlichen Topo-Karten gibt, haben wir gleich erstmal den falschen Trail genommen und durften damit praktisch einen kompletten Neustart hinlegen. Bergauf ging es zunächst auf einem typischen Wanderpfad. Nix besonderes. Überall verbrannte Bäume vom großen Feuer vor zwei Jahren. Irgendwann ging es weiter auf dem schonmal erwähnten Slickrock (der Fels mit der Oberfläche von Sandpapier). Obwohl wir nicht die einzigen Wanderer waren, war es teilweise ziemlich schwierig, den Weg zu erkennen. Insbesondere bei dem Affenzahn, den Hamid vorlegte. Es kam, wie es kommen musste: Irgendwann war der Weg zu Ende und wir hatten nur noch eine Felswand vor uns. Wir dachten schon, dass sei der Endpunkt der Wanderung.
Ziel erreicht - auf dem Gipfel!
Auf dem Weg zurück haben wir dann doch noch die zuvor verpasste Gabelung gefunden. Von dort ging es mit einer ziemlichen Kraxelei weiter auf Slickrock bergauf. Kaum einer von uns ist hier ohne blutige Knie oder Ellenbogen davon gekommen, da das Zeug, wie schon gesagt, eine ziemliche Ähnlichkeit mit Sandpapier hat. Das Wasser wurde auch langsam knapp, da es ziemlich warm war. Wir hatten schon unten einige Leute getroffen, die aussahen wie von der Bergrettung (wir hatten vorher auch Leute aus den Bergen rufen gehört ... wer weiß wer sich da verlaufen hat). Diese hatten uns nur schnell zugerufen "Bring plenty of water if you want to go up to Cathedral Peak" (wir sollten also viel Wasser mitbringen). Schließlich kamen wir doch oben an, machten eine kurze Pause um den Ausblick zu genießen und eine ziemlich sinnfreie Diskussion über Assos-Sitzcreme zu führen (unaushaltbar mit den Radsportlern, ich weiß). Auf dem Weg bergab haben wir uns mindestens vier mal verlaufen. Einmal folgten wir anderen Fußspuren, nur um am Ende auf Leute zu treffen, die ebenfalls vom Weg abgekommen waren. Sie versuchten gerade einen Felsvorsprung runter zu klettern. Das sah für uns ziemlich Harakiri-mäßig aus, sodass wir wieder umdrehten, und auch wieder den richtigen Weg fanden. Nachdem wir uns kurz vor Schluss nochmal "verfranzt" hatten, erreichten wir dann nach sage und schreibe knapp fünf Stunden das Auto.
Zeigt her eure (dreckigen) Hände
Unsere Hände sahen von der Kletterei auf allen vieren aus, wie die von Bergarbeitern. Nichtsdestotrotz steuerten wir den nächsten Froyo-Place (eine Art Selbstbedienungs-Eisdiele) an. Hier wurden wir an der Kasse freundlich darauf hingewiesen, dass wir uns mal die Hände waschen sollten. Wir wurden auch schon von vielen Leuten angestarrt als kämen wir vom Mars. Dumm nur, dass die Männer-Toilette "out of service" war. Uns war's im Grunde auch sch***egal.
Wir freuten uns dann alle nur noch, endlich unter die Dusche zu kommen, um wieder zu echten Menschen zu werden.
Leider war außerdem in unserer Abwesenheit der Klempner da, um irgendwas an unsere Badewanne zu reparieren (wahrscheinlich den Verschluss; da wir nur Duschen und nicht Baden interessiert uns das wenig). Der Held muss bei der Reparatur gegen den mit einer völlig sinnfreien Konstruktion fest installierten Duschkopf gerannt sein. Als ich dann das Wasser aufdrehte, kam mir erstmal der Duschkopf entgegen geflogen. Diagnose: Abgebrochen. Jetzt kommt ein 3 mm dicker extrem gebündelter Strahl aus der Leitung, mit dem Duschen ein wahres Vergnügen und noch dazu eine ziemliche Sauerei ist, da das Wasser aufgrund des Drucks wirklich überall hinspritzt. Ein hoch auf den Klempner!
Hamid und Jess beim "Frozen Yogurth" essen (nach wie vor mit dreckigen Händen - versteht sich)

Sonntag, 5. Dezember 2010

Blick in de Bemmbix

Da die Wochenendtrainingsausfahrten sich so langsam wiederholen, gibts heute einen Einblick in die Stark'sche Experimentalküche. Vielleicht kann ja noch jemand was Brauchbares daraus zaubern.
Ganz adventstypisch hatte ich gestern ein Pfund gekochte Garnelen gekauft. Natürlich ohne die unnütze Schale. Sonst hätte ich jetzt garantiert noch nichts zu Essen. Also: Zuerst habe ich die Dinger mit Salz und Pfeffer gewürzt und in ordentlich Butter knapp zehn Minuten gebraten. Man gönnt sich ja sonst nix. Die Teile haben ordentlich ausgeschwitzt, sodass noch eine kleine Menge recht schmackhafte, fischartige Sauce mit entstanden ist. Parallel dazu wurde eine gehackte amerikanische Zwiebel (=mindestens zwei deutsche Zwiebeln) in Öl in unserer Monstersaucenpfanne leicht angebraten. Dann noch schnell zwei ebenfalls zerkleinerte große Tomaten rangeschmissen. Wer keinen Knoblauch mag, für den ist die Sache hier leider schon zu Ende. Denn davon kamen gleich noch drei Zehen mit rein. Anschließend wurde das ganze fünf Minuten gedünstet. Weiter ging es mit der Standard-Saucen-Prozedur. Also Gemüsebrühe angerührt (200 ml), an den Knoblauch-Tomaten-Zwiebel-Mix rangekippt, etwas Weißwein für den guten Geschmack dazugegeben und das Ganze aufgekocht. Hier deutete sich das erste Problem an: Die Saucenpfanne war nun voll. Hier half nur weiter köcheln und bei knurrendem Magen so lange warten, bis wieder Platz für das Wichtigste war: Die Sahne. Da ich keine angefangene Sahne im Kühlschrank gebrauchen kann, schüttete ich also die vollen 236 ml (=1/2 Pint) ran. Nach fünf Stunden Grundlagentraining kann man das schon mal ohne schlechtes Gewissen machen. Aber Kondensmilch tuts vielleicht auch. Anschließend kamen die Garnelen inkl. der dazugehörigen Sauce mit in die Sahnesauce. Dann noch zwei Esslöffel Tomatenmark für die ansprechende Farbgebung. Klar, dass die Pfanne jetzt bis fast zur Oberkante voll war. Es war gerade noch Platz für die Saucenrettungsmaßnahmen: Zucker, Salz, Pfeffer, Thymian und Basilikum. Ihr fragt euch sicherlich: Wann kommt die Katastrophe? Antwort: Diesmal gab es ausnahmsweise keine. Ich fügte noch ein paar Spaghetti und ein klein wenig Parmesan hinzu und dann hieß es "Dig in!".
Ich fand das Resultat überzeugend. Die Sättigungswirkung war gigantisch. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal nach dem ersten Teller kapitulieren musste.
Blick in de Bemmbix
Die Überreste von Nudeln und Sauce rührte ich dann zusammen. Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen: Etwas Stärke hatte ich auch noch an die Sauce rangetan. Das hat aber nur den rein praktischen Grund, dass ich das Wochenendessen immer einfriere und dann unter der Woche mit auf Arbeit nehme. Und dünne Sahnesauce in Kombination mit undichter Bemmbix macht sich schlecht im Rucksack neben Laptop und Taschenrechner. Also musste die Sauce etwas dicker werden. Ich konnte noch ganze drei Bemmbixen mit dem Gemisch füllen, sodass ich für Montag bis Mittwoch mein Essen bloß in der Mikrowelle in der Cafeteria warm machen brauche. Somit ist die Gefahr, Schlitzaugen zu bekommen fürs Erste wieder abgewendet. Denn das einzige Essen mit akzeptablem Preis-Leistungsverhältnis auf dem Campus ist chinesisch. Und sechs Monate lang, fünf Tage die Woche Chow-Mein-Nudeln mit Orange-Sesam-Chicken ist auch nicht das Wahre.
Viel mehr gibts erstmal nicht zu berichten. Rennen sind im Moment keine, da die MTB-Saison nun auch hier zu Ende ist. Ende Januar beginnt dann die Straßensaison, aber bis dahin ist noch viel Zeit. Gefühlsmäßig habe ich sowieso noch Anfang September. Von Weihnachtsstimmung keine Spur. Der Andere hat schon damit angefangen, seine Weihnachtsutensilien zu importieren. Bei ihm im Zimmer hängen jetzt noch 18 Strümpfe. Aber bitte kommt nicht auf die Idee, mir was zu schicken. Erstens ist es ein elender Aufwand, das Paket von dem Postamt herzutransportieren; zweitens steht das Porto in keinem Verhältnis zum Nutzen; drittens hatte ich vor mit der gleichen Anzahl an Koffern wieder abzureisen, mit der ich gekommen bin und viertens müsste man wahrscheinlich das gesamte Erzgebirge herschaffen, damit ich mich "weihnachtlich" fühle. Um einen frohen zweiten Advent zu wünschen bin ich leider auch schon zu spät, wie ich gerade sehe. Also dann: Eine schöne Woche daheim ;-)

Freitag, 26. November 2010

Thanksgiving und Little Pine Mountain

Gestern war mit Thanksgiving der wahrscheinlich wichtigste Feiertag in den USA. Es soll wohl so eine Art Erntedankfest sein; aber wenn man hier jemanden nach der Bedeutung des Feiertags fragt, kriegt man zur Antwort: "A good excuse to eat" (Eine gute Ausrede, zu essen). Um Platz für Letzteres zu schaffen, begann für mich der Tag mit meiner "Rennrad-Hausrunde" über den La Cumbre Peak. Diesmal mit zusätzlichem Herz-Kreislauftraining in der Abfahrt, weil es in der Sonne angenehm warm war, währenddessen im Schatten Minusgrade waren. Teilweise war die Straße sogar vereist. Der ständige Wechsel zwischen Licht und Schatten führte zu einem angenehmen Kribbeln in den Fingern ...
Anschließend war ich dann zur Thanksgiving-Feier von Büro-Kollege Miguel. Es gab den traditionellen Truthahn und einige andere mexikanische Gerichte. Alles sehr lecker. Nach dem Essen gingen wir zu Gesellschaftsspielen über (leider kam die Entscheidung etwas kurzfristig, um Günni noch schnell einfliegen zu können). Wir spielten Uno im "Sacramento-Style". Die Regeln sind dabei so modifiziert, dass es nur noch drunter und drüber geht und kaum noch die Möglichkeit besteht, den Überblick zu behalten. Nach etlichen Spielen erkannten die anderen Teilnehmer, dass der "sneaky German" (also ich) schon einen satten Vorsprung hatte. Von nun an hieß es "Alle gegen Einen und Einer gegen Alle". Das schweißte sogar die Multi-Kulti Gesellschaft zusammen (zwei Mexikaner, eine Bolivianerin, drei Amerikaner und ein Brite). Ich war von nun an auch hochmotiviert und -konzentriert. Nunja, was soll man sagen ... es endete wie beim Turmbau zu Babel: Ihre Sprachen wurden verwirrt, sie tricksten sich ungewollt gegenseitig aus und ...
Als ich mich dann spät abends auf den Heimweg machte, ließ ich einige tief in ihrer Ehre gekränkte Gestalten zurück.
Heute war dann "Black Friday". Gerüchten zu Folge haben wohl schon gestern Abend die ersten Verrückten ihre Zelte vor den Läden aufgeschlagen, um heute die Ersten in der Schlange zu sein. Denn am "Black Friday" gibt es Rabatte.
Um dem Trubel zu entgehen, nahm ich mir für heute vor, mit dem MTB auf den Little Pine Mountain zu fahren. Mit irgendwas um die 1500 Meter ist das wahrscheinlich der höchsten Berg, der von Santa Barbara ohne Autoanfahrt noch zu erreichen ist. Zunächst fuhr ich wieder asphaltiert bis auf den East Camino Cielo hoch um dann den "Knapps Castle Trail" zu probieren. Ein echter Volltreffer: Anlieger, Felspassagen, Spitzkehren und jede Menge Varianten. Nur die künstlich eingebauten Sprünge ließ ich besser aus. Den Trail bin ich sicher nicht das letzte Mal gefahren. Nach ungefähr 20 Minuten Downhill unten angekommen, ging es nach kurzem Asphalt-Intermezzo in den 1200 Höhenmeter-Anstieg zum Little Pine Mountain. Anfangs hatte die Dirt-Road, die nach dem Frost der Nacht langsam auftaute, eine ziemlich zähe Konsistenz. Meine Reifen wurden dicker und dicker. Bald hatte ich 2,8er Reifen am Rad und die Karre wog geschätzte 15 Kilo. Es drehte sich nicht mehr viel, da das ganze nicht mehr durch die Gabel bzw. den Hinterbau passte. Beim Selbstreinigungstest sind die Schwalbe-Reifen also glatt durchgefallen. Erstaunlicherweise waren im Schlamm einige andere MTB-Spuren ziemlich deutlich zu erkennen. Keine Ahnung, wie die zustande gekommen sind. Bei meinen Reifen war jedenfalls kein Profil mehr zu erkennen. Nach einigen weiteren Höhenmetern wurde der Weg zum Glück trocken. Mir war schon vorher klar gewesen, dass es eine ganz schön lange Runde werden könnte. Deshalb hatte ich mir ein Zeitlimit von vier Stunden für das Erreichen von Little Pine Mountain gesetzt, um nicht in die Dunkelheit zu geraten. Pünktlich nach vier Stunden, zehn Minuten ging es dann nicht mehr weiter nach oben.
Der Ausblick auf den Pazifik und die anderen Berge war großartig.
Man hatte mir gesagt, dass der Trail von diesem Berg besonders zu empfehlen ist. Die Dirt-Road konnte damit sicher nicht gemeint sein. Nach einigem Suchen fand ich einen schmalen Pfad. Da beim Spuren Lesen keine Big Bettie's, Minon DH's, Kaiser' oder Rubber Queens zu finden waren, schlussfolgerte ich, dass das ganze wohl fahrbar sein dürfte. War es auch. Man hatte mir nicht zu viel versprochen. Mit Sicherheit einer der schönsten Trails, die ich je gefahren bin. Am Anfang war etwas Vorsicht geboten, da hier ein Fahrfehler aufgrund der Hanglage zu unerwünscht schnellem Höhenverlust geführt hätte. Außerdem gab es manchmal etwas widerliches Gestrüpp. Aber nach einigen fiesen Haarnadeln wurde es besser. Alles auf schmalem Singletrack. Das Meiste sehr flüssig zu fahren, aber auch mit recht interessanten verblockten Felspassagen. Durch einige kurze Gegenanstiege dauerte der Spaß eine geschlagene dreiviertel Stunde. Unten angekommen wählte ich dann den schnellen asphaltierten Weg wieder hoch zum San Marcos Pass und dann zurück nach Santa Barbara. Alles andere wäre zeitlich nicht zu machen gewesen, da ich so schon ca. 6,5 Stunden unterwegs war. Und das für lächerliche 105 km. Aber mit knapp 3000 Höhenmetern hatte die Tour dann doch auch schon eher Hochalpencharakter, sodass das mal gerade noch so durchgeht ;-)


Weitere Bilder: Picasa

Sonntag, 21. November 2010

Conference Champion

Wenigstens im Pickup war es warm ...
Dieses Wochenende stand mit den "Western Collegiate Conference Championships" das letzte Rennen der Serie statt. Es ging ganz in den Süden von Kalifornien nach San Diego. Da das am A**** der Welt liegt, starteten wir nur zur zweit in Santa Barbara: Downhiller Scott und die neuentdeckte Cross-Country-Granate Iche. Da Scotts Eltern in der Nähe von San Diego leben, übernachteten wir dort. Wie üblich waren die sehr nett, nur die Hunde waren nicht so ganz meine Sache. Offenbar hatte ich dreckige Hände und die Hunde meinten, sie reinigen zu müssen. Nur mit größter Mühe konnte ich sie aus meinem Gesicht fernhalten. Da war mir die ebenfalls vorhandene Schildkröte (ein älteres Wüstenexemplar beachtlicher Größe) wesentlich lieber.
Das Wetter hatte Ende der Woche in absolutes Mistwetter umgeschlagen. Da San Diego noch niederschlagsärmer als Santa Barbara ist, war das ein echtes Ereignis. Allerdings zum falschen Zeitpunkt.
Aufgrund des Starts in ca. 1200 Metern Höhe, waren es am Samstag vielleicht 4 °C. So fror ich gemeinsam mit den anderen Startern der Unis von San Diego, San Luis Obispo, Davis, Berkeley & Co. im Regen an der Startlinie rum. Immerhin waren wir um die 20 Starter in der A-Klasse. Andere Unis wie Stanford und Humboldt hatten aufgrund der Wettervorhersage und der nicht unerheblichen Distanz gleich von vornherein auf einen Start verzichtet. Wie bei solchen Bedingungen verzögerte sich der Start aus ungeklärter Ursache. Es schien so, als würden wir auf Schnee warten. Die Hände waren zu diesem Zeitpunkt schon leicht gefühllos. Erinnerungen an die diesjährige Trans-Germany und so einige Mad-East-Etappen wurden wach. Irgendwann ging es dann doch los. Wie schon letzte Woche konnte ich meine Fähigkeiten als Startrakete voll ausspielen und mich an die zweite Position setzen. Als ob es nicht schon kalt genug gewesen wäre, begann das Rennen mit einem langen Downhill. Trotzdem wurde mir hier warm. Anlieger, nette Sprünge und Felspassagen wechselten sich ab. Und alles sehr flüssig zu fahren. Insbesondere die Abschnitte auf Fels waren sehr bemerkenswert. Mir wurde hier klar, wie einige Szenen in den amerikanischen Freeride-Filmen zustande gekommen sind: Der Fels sieht oberflächlich glatt aus, hat aber eine Oberfläche wie 40er Sandpapier. Bevor man dort abfliegt, zieht es einem den Reifen von der Felge.
Da ich die Strecke zuvor nicht gesehen hatte, hatte ich in den Downhills schon einen leichten Nachteil. Insbesondere gegen die Fully-Fahrer. Nichtsdestotrotz machte es wirklich Spaß und ich hatte nach der ersten Abfahrt nur wenige Sekunden Rückstand auf Pro-Fahrer und Titelfavoriten Menso de Jong aus San Luis Obispo. Er gab richtig Gas, schließlich hatte er die Niederlage von der Vorwoche gut zu machen. Trotzdem konnte ich die kleine Lücke schnell schließen und setzte mich an die Spitze. Im nächsten Anstieg hieß es dann "Hike a Bike". Normalerweise sind solche Laufeinlagen der sichere Tod für mich. Es setzte mir auch hier zu, aber Menso, mit dem ich schon wieder allein unterwegs war, ging es ähnlich. Die anschließende Abfahrt war die Super-D-Strecke und stand der ersten in nichts nach. Mit wenig Gefühl in den Fingern und noch viel weniger Streckenkenntnis büßte ich hier bestimmt eine halbe Minute ein. Anschließend stand aber ein langes Flachstück und ein angeblich sieben Meilen langer Anstieg zu einem recht hohen Berg an. Meine Beine fühlten sich, wie bei solchem Wetter üblich, gelinde gesagt beschissen an. Und das obwohl ich mittlerweile doch wieder recht gut in Form gekommen bin. 340 Watt waren aber offensichtlich genug, um Menso wieder zu schnappen. Als der Berg begann, hing ich an seinem Hinterrad. Ich hörte ihn schon schwer atmen und  war aufgrund der Gammelei auch schnell wieder erholt. Als ich im Nebel eine längere Rampe mit anschließendem Flachstück erkannte, sah ich meine Chance gekommen. "Same procedure, as every race". Tempo im Steilen langsam anziehen, im Flachen richtig drücken, umsehen und das vorhandene Loch zur Kenntnis nehmen, und dann die richtige Attacke. Psychologische Kriegsführung halt. Die Wirkung war, wie letzte Woche schon, vernichtend. "Blown engine" für Menso und ich war in kürzester Zeit im Nebel verschwunden. Meine Beine waren nach wie vor wie Blei, aber für den Moment reichte es aus. Und das Wetter war wirkliche Grütze. Ich öffnete kurz die Weste, da ich dachte, dass es mir hier im Anstieg vielleicht warm werden würde; aber ich machte sie lieber gleich wieder zu. Sieben Meilen hatte der Anstieg dann wahrscheinlich doch nicht. So konnte ich mich früher als erwartet in die nächste Abfahrt stürzen. Es erwartete mich das Gleiche, wie auf allen anderen Abfahrten. Flow pur. Und der Downhill war wirklich lang. Ich hatte das Gefühl hier Tausende Höhenmeter zu vernichten. Auch andere Fahrer waren sich nach dem Rennen sicher, das wir wesentlich mehr bergab als bergauf gefahren sind. Hat hier jemand während des Rennens an der Raumkrümmung gedreht? Mir war es egal. Die Abfahrten waren trotz tauber Finger und schlechten Wetters purer Spaß. Der letzte Streckenabschnitt war nochmal ein auf und ab auf nettem Singletrack. Ich fuhr nur noch meinen sicheren Vorsprung nach Hause und finishte nach ca. einer Stunde, 45 Minuten als neuer "Conference Champion". Im Gegensatz zu europäischen Rennen bestand das CC-Rennen hier nur aus einer Runde. Es war aber mit Abstand das Beste, was ich je an Strecke gesehen habe. Da sind alle Alpen-Singletrails, die ich bisher gefahren bin, pure Langweiler dagegen. Bei besserem Wetter würde man wahrscheinlich das Grinsen für Stunden nicht mehr aus dem Gesicht kriegen.
Nach getaner Arbeit schauten wir uns im Kino den "Töpfer 7.1" an. Ich habe zwar die ersten vier Teile gelesen und war damals durchaus angetan; aber das war zu Schulzeiten und ich kannte gerade mal noch die Namen der Akteure. Von den Filmen hatte ich keinen einzigen vorher gesehen, sodass mir hier wohl ein wenig die Storyline fehlte. So war es für mich wohl einer der miesesten Filme, die ich überhaupt im Kino gesehen habe. Nur "Sin City" liegt im Ranking noch davor (aber hier scheiden sich die Geister, ich weiß ...). Das Ende war auf dem Niveau einer schlechten Kurzgeschichte. Das Ziel, alle Zuschauer auch für 7.2 (und dann wahrscheinlich auch noch 7.2 Reloaded) ins Kino zu bringen, wurde aber sicher erreicht. Also mein Urteil: Nicht wirklich sehenswert!
Die Pizza abends war dann wieder deutlich besser, sodass der Tag versöhnlich endete.
Die angesagte Wetterbesserung für Sonntag mit nur noch 20% Schauer-Wahrscheinlichkeit trat nicht ein. Für das Downhillrennen erreichte das Mistwetter den Höhepunkt. Zur Temperatur gab es nun noch starken Wind. Da half auch die wie üblich unterhaltsame Konversation mit dem Offiziellen im Zeitnahmezelt wenig.
Scott im Ziel
Nachdem Scott seinen Lauf in den Busch gesetzt hatte, düsten wir umgehend nach Hause unter die Dusche. Die "Award Ceremony" schenkten wir uns, da wir uns sonst praktisch sicher erkältet hätten und außerdem erst irgendwann nachts nach Santa Barbara zurück gekommen wären. Ich glaube auch nicht, dass da wirklich etwas nennenswertes stattgefunden hat. Die Organisatoren hatten alle Hände voll zu tun, damit die Zelte nicht wegfliegen. So fuhren wir nach der wohltuenden Dusche und dem ersten wirklich guten Burrito, den ich hier gegessen habe, nach Hause. Aufgehalten wurden wir nur noch kurz vom typischen LA-Stau.
Insgesamt ein nettes Wochenende, aber mit europäischem Sauwetter. Auf der Heimfahrt kam übrigens wieder die Sonne raus und für nächste Woche ist wieder bestes Wetter angesagt. Wie immer eben ...

Samstag, 13. November 2010

Heimsieg

Heute morgen klingelte bei mir 4:45am der Wecker. Es sollte zum Heim-Cross-Country-Rennen der UCSB gehen. Meine Mitfahrgelegenheit war, wie hier üblich, eine halbe Stunde zu spät, sodass das frühe Aufstehen nicht unbedingt notwendig gewesen wäre. Man hat mir hier schonmal erklärt, dass man mit "We meet 5:30" meint, dass man 5:30 daran denkt, dass man jemanden treffen will und sich schließlich um 6:00 in Bewegung setzt. Irgendwie inkompatibel mit deutscher Pünktlichkeit.
Im Hinterland, wo das Rennen stattfand, waren, als wir ankamen, gerade 0 °C. Die Leute die oben gecampt hatten, zitterten ziemlich rum. Als die Sonne dann rauskam, konnte man dann direkt von dicker Jacke auf T-Shirt wechseln. Das Rennen sollte um 9:00 Uhr starten und es war klar, dass es recht warm werden würde. Also ideal für mich. Die Strecke hatte ich ja schon letzte Woche angeschaut. Nicht unbedingt etwas, was mir liegt, aber man kanns sich ja nicht raussuchen. Zunächst musste ich erstmal das Lizenzproblem lösen. Der Offizielle kam mit fettem Official-Motorrad angecruist. Als er den UCI-Code auf meiner deutschen Lizenz sah, zog er die Augenbrauen hoch und wies mich darauf hin, dass ich eine Genehmigung meines Verbandes zum Starten brauche. Als ich im mitteilte, das ich diese dabei habe, war er geschockt. Ich bin wohl der erste gewesen, der daran gedacht hat. Er hätte mich aber definitiv auch ohne Starten lassen. Die Offiziellen hier sind total freundlich und jederzeit zu einem Spaß aufgelegt. Kein Vergleich zu den BDR- oder UCI-Leuten. Somit durfte ich A-Klasse fahren.
Das Rennen begann dann pünktlich. Ich erwischte einen für meine Verhältnisse optimalen Start und kam als Zweiter aus der Startloop. Allerdings war das Tempo wahrscheinlich auch nicht mit deutschen Verhältnissen zu vergleichen. Am ersten Anstieg setzte ich mich an die erste Position. Bald hatte ich nur noch einen  Begleiter. Der war allerdings wirklich hartnäckig. In den Downhills konnte er mit seinem 29er Fully immer ein paar Sekunden rausholen. Er schien den Kurs perfekt zu kennen. So musste ich immer wieder ransprinten. Ich testete an einigen kürzeren Bergen einige Male kurz, wie mein Konkurrent drauf ist. Er schien ziemlich fit zu sein. Irgendwann fing er an, total unrhytmische Attacken zu fahren. Von dort an schaute ich ihn mir eine knappe Runde von hinten an. Ich dachte mir, dass es wohl ein harter Kampf werden würde. Die Strecke hatte einige lange flache Abschnitte zum Pressen. Ein Attackieren war hier unmöglich. Meine einzige Chance war also, an einem der nicht wirklich langen Anstiege ein Loch zu reißen und dann meine Zeitfahrfähigkeiten auszuspielen. Zur Mitte der zweiten Runde schien mein Gegner etwas zu schwächeln. An einem etwas längeren Anstieg steigerte ich kontinuierlich das Tempo. Oben im Flachen angekommen hatte ich vielleicht ein fünf Meter großes Loch. Jackpot! Ist ja meine Spezialität, die Daumenschrauben am Anstieg anzuziehen um dann, wenn es flach wird, die eigentliche Attacke zu setzen. Das hat auch diesmal wieder prima funktioniert. Mein Konkurrent explodierte komplett, während meine Beine nun endlich aus ihrer Lethargie erwachten. Im Flachen ging ich dann nach dem bisher etwas hektischen Rennen zum kontinuierliche Marathon-Fahrer-Tempo über. Ich war mir ziemlich sicher, dass mein Verfolger aus eigener Kraft nicht mehr rankommen würde. So konnte ich relativ gemütlich die dritte und letzte Runde angehen. Da die XC-Runden hier viel länger als bei uns sind, bedeutete dies trotzdem über zwei Stunden Renndauer. Als ich das nächste Mal zum Startgelände kam, fuhr ich einen vielleicht 200 Meter langen Streckenabschnitt, bei dem ich mir sicher war, dass ich ihn bei der zweiten Rundendurchfahrt nicht absolviert hatte. Ich fuhr zum Ziel, sagte dem Offiziellen, dass ich da wohl was vergessen hatte und fuhr das Stück schnell noch ein zweites Mal. Da ich zu dem Zeitpunkt, als ich die Schleife vergessen hatte, schon einige Minuten Vorsprung hatte, war es definitiv ohne Einfluss auf den Rennausgang. In Deutschland wäre ich mit absoluter Sicherheit disqualifiziert worden. Hier lachten die Offiziellen nur. Sie jubelten mir sogar zu, als ich dann letztendlich die Ziellinie überquerte und gratulierten mir ein paar Mal ... Sachen gibts. Sie scherzten dann noch ein wenig von wegen "Drug Control, Sebastian". Das der Zweite elf Minuten Rückstand hat, ist hier offenbar noch nicht oft vorgekommen.
Es war wohl der erste Sieg für das UCSB-Team in der MTB A-Klasse. Und das noch dazu beim Heimrennen. Da kann man nur sagen "Good job, good job".
Man sagte mir noch, dass der Zweite jetzt wohl in irgendeiner Ecke liegt und heult. Er ist wie es aussieht der unangefochtene Dominator der Collegiate-MTB-Szene hier in Kalifornien und das er verliert, kommt scheinbar nicht allzu oft vor. Bei den US-Collegiate-Nationals vor ein paar Wochen war er Dritter gewesen. Somit war es praktisch ein Rennen "auf Augenhöhe". Allerdings sind die Collegiate-Nationals im Gegensatz zu den Deutschen Hochschulmeisterschaften hier ein wirklich großes Ding. Das Gerücht, dass im Mutterland des Mountainbikens, die Leute nicht so fit sind, wie in "good old Europe", scheint sich also zu bestätigen. Das ich alter Ausdauerfetischist ein Cross-Country-Rennen gewinne, ist wohl Beweis genug.
Im Anschluss ans Rennen half ich noch als "marshal" beim Dual-Slalom. Die Typen sind einfach nur krank. Manchmal geht's aber auch schief. Eine Dame verschätzte sich ein wenig und landete unsanft. Diagnose: Oberschenkelbruch. Es kamen drei Krankenwagen. Zwei davon so groß, wie bei uns Feuerwehrautos. Schließlich kam noch ein Helikopter hinzu, der schließlich die Verletzte abtransportierte. Hier ist alles ein wenig größer ... Die Rechnung von dem Krankentransport will ich aber nicht sehen.

Montag, 8. November 2010

Trailwork und Gibraltar Reservoir

So, da bin ich wieder ... eigentlich wollte ich das ganze Wochenende zum Cross-Country-Rennen in Chico sein (was 'ne ganze Ecke nördlich von SF liegt), aber es wurde mal wieder wegen schlechten Wetters abgesagt. Irgendwie komisch, da ich die ganze Woche keinen Regentropfen abgekriegt habe und bis auf Samstag und Sonntag auch keine Wolke am Himmel zu sehen war. Ganz im Gegenteil - es war teilweise fast hochsommerlich hier. Aber gut, man muss nicht alles verstehen.
Für Samstag hatte ich mich dann kurzfristig entschlossen, mit den Freunden des Gravity-Sports vom UCSB Cycling Team in die Berge zum Buddeln zu gehen. Schließlich ist kommendes Wochenende das Heimrennen der Uni und da mussten die Downhill und -Dual-Slalom-Strecke hergerichtet werden. Die Anfahrt erfolgte natürlich im standesgemäßen Truck, wie man ihn aus den einschlägigen Freeride-Filmen kennt.
Jetzt weiß ich endlich, wie man professionelle Anlieger, Doubles und Tables baut. Und damit meine ich nicht so popelige Dinger wie in Stollberg am Ski-Hang, sondern richtig böse Sachen. Die Randbedingungen sind hier allerdings auch ganz andere als bei uns. Den staubtrockenen Boden muss man nur ordentlich bewässern und danach wird er hart wie Beton. Aber das will auch gelernt sein. Einmal wunderten wir uns, wieso kein Wasser aus dem Schlauch kam. Der Grund war, dass es einer von uns fertig gebracht hatte, den Wasserschlauch mit seinem eigenen Ende zu verbinden. Müßig zu erwähnen, dass diese Singularität von einem Mathematik-Studenten verbockt worden war.
Insgesamt war der Tag richtig anstrengend. Vor allem, weil ich ewig nix mehr Ernsthaftes gearbeitet habe. In Kombination mit den amerikanischen Schaufeln im Kinderspielzeugformat und der resultierenden Schlagzahl konnte das nur zu Blasen an den Händen führen. Außerdem fand alles außerhalb der Zivilisation statt (was ich vorher nicht wusste) und damit bestand mein Mittagessen aus einem ultrasättigendem Powerbar-Riegel. Die sind übrigens hier nicht teurer, als bei uns Corny-Riegel.
Somit besichtigte ich dann mit ziemlich leerem Magen die zwölf Meilen (!) lange Cross-Country-Runde. Man hätte das ganze auch auf 500 Yards reduzieren können, da die Runde ein stinklangweiliger, brettharter Dauersingletrack durch die Einöde ist. Der einzige Anspruch besteht darin, bei 50 Meilen/Stunde auf dem 1,5 Fuß breiten und leicht zum Hang abfallenden Weg nicht die Kontrolle zu verlieren. Und man muss sehr aufpassen, keine Squirrels (sowas ähnliches wie Eichhörnchen) oder Gophers (Erdhörnchen) über den Haufen zu sägen. Die laufen nämlich in einer derartigen Anzahl auf dem Trail rum, dass es nur eine Frage der Zeit sein dürfte, bis es Gehacktes gibt. Einen Lizard (große Eidechse) habe ich mit dem Renner schon halbiert. Gute Tarnung hat halt manchmal auch seine Nachteile.
Am Ende der Buddelei waren wir noch bei einem (angeblichen) Mexikaner essen. Sowas Mießes hab ich lange nicht zwischen die Zähnen gekriegt. Aber den Amis schien es zu schmecken.
Für Sonntag war ich dann eine längere Runde mit dem MTB in den Bergen unterwegs. Ich bin mehr oder weniger nur zum nächstgelegenen Stausee (Gibraltar Reservoir) gefahren. Trotzdem hat mich das ganze 5,5 Stunden gekostet. Die Entfernungen sind hier eben doch ganz andere. Und 2000 Höhenmeter in drei Stunden sind auch schon fast Salzkammergut-Trophy-Dimensionen.

Sonntag, 31. Oktober 2010

Helloween

Unter der Woche war wie immer alles spektakulär unspektakulär.
Es gab aber endlich wieder feines Wetter. So macht das Radfahren am Morgen Spaß. Nichtmal 'nen Platten hatte ich diese Woche. Aber weißes Lenkerband an den Renner zu machen war ziemlich dumm. Durch die ständigen dreckigen Hände vom Reifenwechsel habe ich jetzt einen schönen Übergang von schwarz nach weiß vom Oberlenker zum Unterlenker. Sehr originell. Weiterhin bin ich zum Flicken der defekten Schläuche übergegangen. Das US-Flickzeug ist der Hammer. Ich weiß nicht was passiert, wenn man den Kleber mit den Händen anfasst. Wahrscheinlich geht man dann eine innige Verbindung mit dem Schlauch ein oder die Hand fällt ab. Aber man scheint hier einige interessante Materialien zu verwenden. Ich möchte wirklich mal wissen, was die mit ihren Folietüten und Verpackungen machen. Auch diese Woche war ich wieder ständig am Fluchen, weil man kaum an den Inhalt von Wurst- oder Käseverpackungen rankommt. Das ist vielleicht der Werkstoff der Zukunft. Die Bruchzähigkeit dürfte jedenfalls schonmal auf dem Niveau von Stahl liegen.
Und dann war ja dieses Wochenende noch Helloween. Das Studentenviertel Isla Vista ist legendär dafür, dass jedes Jahr Studenten aus den ganzen USA hierher kommen, um sich ins Koma zu saufen. Es wurde schon Mitte der Woche damit begonnen, den ganzen Campus und speziell alle Parkmöglichkeiten einzuzäunen damit das ganze möglichst unattraktiv für Besucher wird und um den schlimmsten Schaden zu vermeiden. Weiterhin ist ab 6 pm keine Musik mehr auf der Straße erlaubt und die Polizei kontrolliert jedes verdächtige Subjekt, wobei man teilweise vielleicht besser von Objekt sprechen sollte. Auf diese Weise scheint es dieses Jahr auf den Straßen relativ ruhig zu sein. Von den 50000 "Besuchern" aus den vergangenen Jahren ist jedenfalls keine Spur. Innerhalb der Appartments geht es allerdings hoch her. Gestern bin ich in so 'ne Helloween-Feierlichkeit reingeraten. Es fing harmlos an, wurde aber schnell schlimmer. Alles was man aus den Ami-Filmen kennt, ist die Wirklichkeit. Nicht zu fassen. Wenn ein brennendes Streichholz auf den Fußboden gefallen wäre, wäre von der Bude wahrscheinlich nicht mehr viel übrig gewesen. Der Wodka-Pegel (aus den umgefallenen und zerbrochenen Gläsern) war schon bedrohlich gestiegen. Und das Zeug, was die hier haben ist nicht ohne. Es eignete sich hervorragend als Grillanzünder. Für solche Stichflammen ist normalerweise die Kompetenz ganzer Fachschaftsräte erforderlich. Als die Leute nicht mehr zu sinnvoller Kommunikation in der Lage waren, habe ich mich dann auch verdrückt. Immerhin habe ich das außerordentlich anspruchsvolle Trinkspiel "Fuck you" kennen gelernt. Sowas wird hier durchaus mit einer gewissen Ernsthaftigkeit betrieben. Für "Beer Pong" war sogar ein spezieller Spieltisch vorhanden. Für das Öffnen von Bierflaschen wäre aber doch noch ein Grundkurs für die Amis von Nöten. Die Tischkanten sehen jetzt ziemlich böse aus von den vielen Fehlversuchen. Was die Fähigkeit betrifft, funktionierende und langlebige Flaschenöffner zu konstruieren liegt man hier auch auf dem Niveau gewisse Fachschaftsräte.
Ansonsten ist wirklich nicht viel Aufregendes passiert. Gestern war ich mit dem UCSB Cycling Team auf einer netten Trainingsfahrt an der Küste entlang und heute nochmal alleine in den Bergen.
Ich habe auch einen kompetenten Einheimischen zur "No Shooting"-Story befragt. Meine Vermutung, dass es tatsächlich um Schusswaffengebrauch geht, wurde bestätigt. Er erklärte mir, dass die Amis gerne mal in der Gegend rumballern und speziell an der Stelle, wo die Schilder stehen, wäre es gefährlich, weil man nicht einsehen kann, wo Wanderer kommen. Also an alle Wanderer: Ab demnächst bitte mit rosa Stahlhelm und kugelsicherer Weste! Sicher ist sicher!

Montag, 25. Oktober 2010

Gasalarm, Hobbyrennen, etc.

Die letzte Woche begann damit, dass wir ein Schild an der Türe hatten, das man uns den Gashahn zu drehen will. Irgendwie verständlich, denn schließlich hatten wir Gas für den Herd, ohne irgendeinen Vertrag oder sonstiges abgeschlossen zu haben. Das hatten die Vormieter wahrscheinlich nicht abgemeldet. Also hat der andere Sebastian dort angerufen und einen neuen Account eingerichtet. Am Schluss kam natürlich wieder die Frage nach der "social security number", welche wir nicht haben. Die einzige Alternative dazu war, mit dem Pass im örtliche Büro des Gasanbieters vorbeizufahren. Dumm nur, dass dieses am anderen Ende der Stadt liegt und dessen Öffnungszeiten sich kaum mit den Arbeitszeiten des Anderen verbinden ließen. Somit hatte ich den Jackpot gezogen, mit seinem Pass in der Trikottasche bei meiner morgendlichen Trainingsrunde dort vorbeizufahren. Wie zu erwarten, akzeptierten sie das ganze nicht, da sie Herrn Zeller identifizieren wollten. Ich fragte, ob sich der Account auf mich umschreiben lässt. Dann hätte ich gleich meinen Pass zeigen können und alles wäre gut gewesen. Das konnte die gute Dame am Schalter natürlich nicht durchführen, sodass ich gleich vor Ort bei der Hotline angerufen habe. Somit durfte ich mir auch nochmal das Frage-und-Antwort-Spiel antun, welchem ich am Vorabend schon beigewohnt hatte. Als ich am Ende einen menschlichen Bearbeiter am Telefon hatte, sagte der mir, dass alles umsonst war und er den Account nicht umschreiben kann. Aber ich könne die Passkopie per Fax schicken. Sowas Bescheuertes hab ich lange nicht erlebt. Ich kann den Pass von Herrn Zeller nicht vorzeigen, weil so keine Identifizierung möglich ist, aber Faxen ist ok oder was ? Naja, ich dachte mir besser nicht nachfragen. Es hat dann auf diesem Weg alles problemlos funktioniert. Aber man kanns auch umständlich machen ...
Fürs Wochenende wollte ich mit dem UCSB-Rad-Team nach Salinas zum studentischen Cross-Country-Rennen der Stanford-Uni. Da bei den "Collegiate-Races" meine deutsche Lizenz nichts wert ist, musste ich schnell noch eine Lizenz bei USA-Cycling lösen. Das ging ohne Weiteres online. Da kann der BDR sich 'ne Scheibe von abschneiden. Freitag nachmittag düsten wir also zu dritt mit Chevy-Van (10 Sitzplätze) und fettem Trailer (für locker 15 Fahrräder) nach Salinas. Totaler "Overkill". Der Durchschnittsverbrauch von dem Gespann ging schon tendenziell in Richtung Panzer. Alles sehr umweltfreundlich. Abends wollten wir noch was Essen gehen. Da ich der Einzige Ü-21-Jährige war, war es gar nicht so einfach was zu finden. Denn die lassen einen hier nicht so ohne Weiteres in die Kneipe rein. Ein Brite hatte dann Erbarmen und hat uns in seinen Pub reingelassen. So habe ich zum ersten mal in meinem Leben "Fish & Chips" gegessen. Der Hunger treibts ja  bekanntlich rein und der Verstand wieder raus. Auf Letzteres habe ich verzichtet. Am nächsten Morgen gings dann zum Wettkampf. Man hatte mir gesagt, dass es kein Problem sein sollte, meine US-Collegiate-C-Lizenz vor Ort auf eine A-Lizenz upzugraden. Dummerweise hatte der Offizielle, der das gekonnt hätte, nur seinen Vertreter geschickt. Dieser sah sich nicht in der Lage zu dieser Amtshandlung. Ich dachte mir, dass das vielleicht gar nicht so schlecht ist. Schließlich hatte mir mein Powertap bei der Vorbelastung bescheinigt, dass ich nur noch ein Schatten meiner selbst bin. Um sich wieder an die Rennbelastung zu gewöhnen, sollten 60 Minuten Wettkampfdauer gar nicht so schlecht sein. Irgendwie fühlte ich mich beim Rennen dann doch deutlich besser als gedacht. Über die Konkurrenz brauchte ich mir keine Sorgen machen, da die nach den ersten 200 Metern die Segel gestrichten hatte. Ich rauschte also von hinten in die vor uns gestarteten Felder der Damen-, B- und A-Klasse hinein. Endlich mal wieder Slalom-Training. Die Strecke war wie gemacht für mich. 2,5 Meilen bergauf und dann 2 Meilen schön schnell bergab. Mit Cross-Country wie wir es kennen, hatte es allerdings nicht sonderlich viel zu tun. Aber der sandige Untergrund hatte auch so seine Tücken. Am Ende der zweiten Runde hats mir dann in einer Kurve den Vorbau verdreht. Ich war halt doch etwas ängstlich beim Anziehen der Titanschrauben beim Zusammenbau nach dem Flug (Drehmomentschlüssel habe ich ja keinen mit). Also hab ich in der Start-Ziel-Passage einen lupenreinen Salto hingelegt. Unter dem Applaus der Zuschauer nahm ich das Vorderrad zwischen die Beine und zog die Sache wieder gerade. Im Folgenden war ich etwas vorsichtiger, um nicht nochmal im Dreck zu landen. Resultate habe ich zwar bisher keine gesehen, aber ich glaube, dass ich fast das ganze C-Feld überrundet habe. Und das bei 3 Runden á 20min. Ich glaube, die hassen mich jetzt. Mit meinen Rundenzeiten hätte ich wahrscheinlich auch das A-Rennen gewonnen, aber so wars ein typischer Fall von "dumm gelaufen". Ich fuhr anschließend noch zwei Stunden aus und schaute dann beim Super-D-Rennen zu (eine Art Downhill für Softies). Am Abend kamen noch die Eltern von einem anderen Mitfahrer zu Besuch und wir gingen gemeinsam Essen. Auf die Weise hab ich einen echten Klischee-Texaner kennen gelernt. Einfach nur "crazy" der Mann. Er klärte mich auf, dass unsere Bundeskanzlerin (deren Namen er aber nicht kannte) gesagt haben soll, dass in Deutschland zwei von drei Neugeboren muslimische Eltern haben. Ich hielt hart dagegen, da mir das praktisch unmöglich vorkommt. Oder habe ich was verpasst? Ich bitte um Aufklärung! Kurz vor der Eskalation passierte im Baseballspiel, welches im Fernsehen lief, irgendwas Entscheidendes, was zur sofortigen Beendigung der Diskussion führte. Nochmal Glück gehabt. Der Herr war aber offensichtlich auch nicht mehr ganz nüchtern. So ging der Abend dann doch friedlich zu Ende.
Am Sonntag wollte ich evtl. noch im Short-Track-Rennen (30 Minuten auf einer 1 km-Runde) an den Start gehen. Außerdem wollten noch andere Fahrer aus Santa Barbara für das Downhill-Rennen zu uns stoßen. Aufgrund von (mäßigem) Regen wurde der zweite Wettkampftag komplett abgesagt. Sowas habe ich auch nicht erlebt. Wir fuhren gleich heim. Nachmittags fuhr ich nochmal die gleiche Runde mit dem Rennrad, wie letztes Wochenende. Nur diesmal war unten passables Wetter und oben Wolken. Auf diese Weise konnte ich auch die "No-Shooting"-Stelle nochmal besichtigen. Es gibt dort nichts zu sehen, außer verbrannten Wald. Ich bin mir mittlerweile fast sicher, dass damit wirklich Schusswaffengebrauch gemeint ist. Schließlich war ich kurz voher an einem Schießsstand vorbei gekommen. Sicherheitsvorkehrungen oder sowas gab es dort  nicht. Wenn dort mal jemand schlecht zielt, siehts trübe aus. Aber es gibt hier so einige komische Sachen. Z. B. "Speed enforced by aircraft", was bedeutet, dass Geschwindigkeitskontrollen mit dem Flugzeug durchgeführt werden. Klingt sehr effizient. Wahrscheinlich dient es aber doch bloß der Abschreckung. Am Ende der gestrigen Radrunde hats nochmal nen lauten Knall gegeben. Mein dritter Platten mit dem Rennrad, seitdem ich hier bin. In dem halben Jahr hier brauche ich wahrscheinlich soviele Schläuche, wie bisher in meinem ganzen Leben zusammengenommen nicht. Bald kann ich den Schlauchwechsel inkl. Aufpumpen auf sechs bar auch beim Rennrad in vier Minuten (bei fünf bin ich schon).
Nachdem ich die letzten drei Wochen ordentlich trainiert habe, gehts jetzt erstmal in die Regenerations-Woche. Das Wetter soll auch wieder etwas besser werden, als die vergangenen Tage. Es hat nämlich ganz schön viel geregnet. Bei 16 °C ist das zwar angenehm, aber der Sand auf den Straßen klebt am Renner wie die Pest. Der Einzige Trost ist, dass danach Kettenblätter und Kette glänzen, weil sie frisch "befeilt" sind.
Mit dem Beleg scheints auch vorwärts zu gehen. Die vergangenen Wochen habe ich mich nur mit Bleistift und Papier rumgeschlagen. Aber die numerischen Ergebnisse stimmen offenbar erstaunlich gut mit dem überein, was ich aus dem Kaffeesatz rausgelesen habe.

Montag, 18. Oktober 2010

Buzz Cut, über den Wolken und Hollywood

So, die letzte Woche war nicht viel los. Dafür umso mehr am Wochenende. Für Samstag früh hatte ich mir vorgenommen, zum Frisör zu gehen. Der andere Sebastian war unter der Woche schon dort gewesen und hatte mich vorm günstigen "Buzz Cut" (=alles weg) gewarnt. Als ich beim Barber-Shop ankam, wurde nur ein Einziger schon frisiert und sonst wartete keiner. Derjenige der vor mir dran war hatte bereits fast keine Haare mehr auf dem Kopf. Der vollkommen tätowierte Mexikaner, der hier die Leute bearbeitete, sah auch eher wie ein Fleischer aus. Sollte also schnell gehen. Dachte ich jedenfalls. Tatsächlich schaffte es der Mexikaner dann mit vier verschiedenen Trimmern die Haare des Mannes vor mir von vielleicht 1.5 mm auf 0.2 mm zu reduzieren. Bis dahin hatte ich schon geschlagene 40 Minuten gewartet. Zur Krönung schäumte er den Kopf des Klienten dann noch vollkommen ein und reduzierte mit dem Rasiermesser penibelst auf 0.0 mm. Gesamtzeit: 50 Minuten. Das wäre sicher auch in einem Durchgang möglich gewesen. Ich war dann aber immerhin sofort dran und versuchte ihm zu erklären, wie er mir die Haare schneiden soll. So einen komplizierten Haarschnitt macht er sicher selten. Gesessen hat man dann dort mit Blick auf einen riesigen LCD-Fernseher. Die Fragen, wie er denn schneiden soll, konnte ich kaum beantworten, da man ja ohne Spiegel schlecht einschätzen kann, wie man gerade aussieht. Der Mexikaner zerrte ziemlich erbarmungslos an meinen Haaren dran herum. Glücklicherweise dauerte es bei mir nur vielleicht 20 Minuten inklusive Feinschliff mit dem Rasiermesser. Das Ergebnis war zwar nicht besonders toll, aber auch kein Totalschaden. Dass nächste Mal probiere ich vielleicht das "Hair-Studio" um die Ecke.
über den Wolken
 Samstag nachmittag wollte ich dann noch eine Runde mit dem Rad drehen. In Santa Barbara war ziemlich mieses Wetter. Vielleicht 16 °C und Nieselregen. Also entschied ich mich für die Flucht in die Berge, in der Hoffnung über die Wolken zu kommen. Kurz vorm Beginn des Anstiegs auf der San Marcos Road umrundete mich ein Mountainbiker. Er trat ständig an, wartete dann wieder, trat wieder an und so weiter. Ich fuhr einfach gemütlich weiter. Am Anfang der Steigung setzte er dann die finale Attacke. Ich kam leider nicht über den Kompensationsbereich hinaus, sodass ich nichts entgegensetzen konnte. Ich vermutete aber, dass wir uns nochmal wieder sehen würden. Nachdem er am Anfang an Land gewonnen hatte, kam er dann auch nicht mehr richtig weiter vorwärts. Irgendwann begann sich dann der Abstand wieder zu reduzieren, obwohl ich immer noch relativ gemütlich fuhr. Jedenfalls soweit das im Rahmen von einer 10 %igen Steigung bei 39-27 überhaupt möglich ist. Das machte ihn sichtbar nervös und er drehte sich ständig um, versuchte zu attackieren, wurde wieder langsamer und so weiter. Irgendwann war es dann um ihn geschehen. Er war ziemlich zerknirscht, aber ich verkniff mir einen Kommentar. Irgendwie peinlich.
Die Wolken hatten sich auch noch nicht verzogen. Ich fuhr dann an einer angemalten Höhle ("painted cave") vorbei. Da ich nichts zum Rad anschließen bei mir hatte, verzichtete ich aber auf einen Besuch und fuhr weiter den Berg hoch. Jenseits der 1000 Meter über NN gelange es mir tatsächlich die Wolken zu durchbrechen. Schlagartig waren wieder sommerliche Temperaturen. So konnte ich den weiteren Anstieg über den "East Camino Cielo" zum "La Cumbre Peak" richtig genießen. Letzterer überragt den Fichtelberg um einen sensationellen Meter. Von hier aus ging es dann bergab. Zunächst kam ich an der Raketenabschussbasis der örtlichen Kriegsspieler vorbei. Sie ballerten ziemlich sinnlos Raketen in den Himmel. Natürlich ohne hübsche bunte Effekte ... Hauptsache laut. Kurz darauf tauchte ich wie ein Adler in die Wolkendecke ein. Temperatursturz um gefühlte 30 °C. Zum Glück hatte ich die Windjacke daheim gelassen.
Lasagne ... wie zu Hause, nur besser
Die Sichtweite reduzierte sich bald auf vielleicht fünf Meter. So eine Suppe habe ich noch nie erlebt. An einer Stelle konnte ich am Rand einer Serpentine gerade noch einige Schilder mit der Aufschrift "No shooting here" erkennen. Ich übersetzte "Keine Schießereien hier", kann mir aber bisher noch keinen Reim drauf machen. Ist sowas denn sonst erlaubt? Eine vage Erklärungsmöglichkeit könnte sein, "shooting" mit Foto-Shooting in Zusammenhang zu bringen. Aber so ganz klar ist mir das alles noch nicht. Weiterhin warnte mich kurz darauf ein auf die Straße gemaltes "HOLE" vor einem Riesenschlagloch, dass über die ganze Straße ging. Toll, wenn man das fünf Meter vorne weg sieht und das Ding zu lang zum Drüberspringen und zu breit zum Ausweichen ist (jedenfalls aus der Distanz). Also voll durchgepoltert. Das Rad hat gehalten, aber ich wettete auf einen Durchschlag. Erstaunlicherweise passierte nichts. Zum Glück hatte ich ja vor der Tour nochmal die Reifen auf 8,5 bar aufgeblaßen. Irgendwann war ich dann wieder unten in Santa Barbara bei saumäßigen 16 °C und Nieselregen. In Anbetracht der Wettervorhersage für Deutschland, die ich am Morgen gelesen hatte, konnte ich mich noch zu einer Runde durch das noble Montecito motivieren, um dann am Strand heimzugammeln.
Wir bereiteten abends dann eine Wahnsinns-Lasagne zu und schauten "Predator" mit Gouverneur "Arnie" in der Hauptrolle. 
Weißer Hai
Am Sonntag morgen standen wir um 7:30 Uhr erneut bei Sauwetter am Bus, um mit der ISA (International Student Association) nach Hollywood zum Universal-Studios-"Themenpark" zu fahren. Man hätte es besser "Fresspark" genannt. 99% der Fläche war mit Fressbuden zugepflastert. Der Rest wurde von den "Attraktionen" beansprucht. Da ich ja alles andere als ein Film- und Fernsehkenner bin, fand ich das alles nicht so wahnsinnig überwältigend. OK, die Achterbahn im Dunkeln mit anschließendem Rückwärtsfahren sowie die überdimensionale Wildwasserfahrt mit praktisch Freiwall hatten was. Natürlich wurde an den beschleunigungsintensivsten Stellen von den installierten Kameras Bilder gemacht, die man sich hätte kaufen können. Wir verzichteten dankend, da die wirklich peinlich waren. Die Zeit war dann recht schnell rum. Viel Lust hatte ich auch nicht mehr. Man kanns mal gesehen haben, aber umgehauen hats mich nicht. Abends bin ich nur noch ins Bett gefallen.
Mein neues Auto
Heute morgen war der Hinterreifen am Rennrad natürlich platt. Also Ursachenforschung. Das übliche Programm: Schlauch raus, aufpumpen und unter Wasser schauen, wo die Bläschen kommen ... es kamen natürlich keine. Ich begann schon langsam zu überlegen, wer mir hier einen Streich gespielt haben könnte (der Andere ist zu bieder für sowas). Ich bließ den Schlauch dann zur Sicherheit doch nochmal auf 1,5 m Durchmesser auf und versuchte es mit unter Wasser halten. Tatsächlich kamen dann doch ein paar Bläschen. Ein mikroskopisch kleines Loch. Mit Adleraugen erkannte ich dann auch noch die andere Seite vom Durchschlag, sodass zumindestens die Ursache klar war. Mein Gefühl beim "HOLE" hatte mich also nicht getäuscht. Nach der Reparatur konnte ich dann meine morgendliche Runde bei deutlich angenehmeren trockenen Bedingungen fahren.
Grade eben hatten wir noch eine kleine Havarie mit der Toilette. Kein Wunder, da bei der 2 inch Rosette mit engem S-Schlag nicht viel durchpasst. Wir rätselten, was wir zum rumstochern haben könnten. Ich kam dann auf die sensationelle Idee, das wir ja einen von unseren 25 Kleiderbügeln zum Preis von 2$ (also die gesamte Packung) opfern könnten. Nach einigen Bruchzähigkeitsversuchen stellte sich heraus, dass das Material äußerst biegsam und somit hervorragend geeignet ist. Der Andere führte die Drecksarbeit zur Zufriedenheit aus, sodass wir jetzt wieder sorgendrei sch*****, äh ... aufs Klo gehen können.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Santa Ynez Peak


Lake Cachuma
 Heute hatte ich vor, über den Highway 101 nach Nordwesten zu fahren, um dann die Refugio Road in Angriff zu nehmen. Mir war das Ganze als schöne Variante ins Santa Ynez Valley empfohlen worden. Daher plante ich auf dem Rückweg über Lake Cachuma und San Marcos Pass Road zu fahren. Der Anstieg vom Meer ins Hinterland begann zunächst relativ gemütlich. Irgendwann wurde es dann aber plötzlich richtig steil. Gegen diese Rampen sind Alp d'Huez, Ventoux, Galibier & Co. der reinste Lacher. Im steilsten Stück betrug die Durschnittssteigung wohl um die 15% auf einen knappen Kilometer. Diesmal hätte ich mir wirklich eine Dreifach- oder zumindestens Compact-Kurbel gewünscht. Es gab zwar immer mal wieder kurze flachere Abschnitte, aber 10% Steigung und mehr waren die Regel. Auch diesmal war es wieder brütend heiß, wenngleich das Thermometer nur "angenehme" 35 °C zeigte. Allerdings war ich immerhin so intelligent gewesen, drei Trinkflaschen mitzunehmen. Das letzte Mal, dass das alleinige Bewältigen des Berges so anstrengend war, war in den Alpen mit dem MTB am Madritschjoch (auch damals hatte ich keine der Situation angepasste Übersetzung). Irgendwann kam ich an die Kreuzung, an der ich eigentlich ins Santa-Ynez-Valley runterfahren wollte. Mein Ratgeber hatte nur nicht erwähnt, dass es sich hierbei um eine Schotterstraße handelt. Der einzige Asphaltweg, der weiterführte, ging bergauf. Ich hatte keine Ahnung wohin der Weg führte, schließlich mangelt es nach wie vor an gescheitem Kartenmaterial (ich weiß aber mittlerweile, wo ich es herkriegen kann). Aber da ich schonmal hier war, wollte ich auch wissen, wo der Weg rauskam. Die Richtung war so schlecht nicht. Vielleicht konnte ich ja hier direkt zum San Marcos Pass fahren. Die Straße war auch in deutlich besserem Zustand als der Abschnitt zuvor und die Steigung war recht angenehm geworden. Mit der Zeit wurde mir klar, dass die Straße auf den höchsten Berg, den ich vom Tal aus sehen konnte, führen musste.
Blick auf den Santa-Ynez-Peak
Das letzte Stück war leider nicht mehr mit dem Rennrad zu bewältigen, sodass ich zum knapp daneben liegenden "Nebengipfel" hochfuhr. Dort gab es ein stacheldrahtumzeuntes Observatorium zu bewundern. Keine Ahnung, was die dort oben Geheimes beobachten. Der Ausblick auf den Pazifik und in die andere Richtung ins Santa-Ynez-Valley zum Lake Cachuma war durchaus schön, wenngleich etwas diesig. Zurück musste ich wohl aber übel den gleichen Weg nehmen, den ich gekommen war. Auf halber Strecke musste ich erstmal kurz anhalten, um die Felgen abkühlen zu lassen und meine Finger zu lockern. Ich habe zwar schon etwas Fingerkräftigung beim Hallenklettern im Recreation Center gemacht, aber das Bremsen bei dieser Steigung war fast so anstrengend, wie das berghoch fahren. Ich fuhr dann über den Highway 101 zurück, drehte noch eine nette Runde durch Santa Barbara, um am Strand lang nach Hause zurück zu fahren.
Nach ausführlicher Recherche konnte ich dem Berg den Namen "Santa Ynez Peak" (1310 m) zuordnen. Also höher als der Fichtelberg das Ding. Und dazu noch mit Anstieg vom Meeresniveau aus. Wenn ich den nicht asphaltierten Weg (West Camino Cielo) zum Gipfel und dann weiter gefahren wäre, wäre ich tatsächlich an der San Marcos Road rausgekommen. Das nächste Mal nehme ich das Mountainbike. Da habe ich wenigstens eine adäquate Übersetzung. Außerdem habe ich viele Stellen gesehen, die sehr zu einer MTB-Tour einladen.