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Wenigstens im Pickup war es warm ... |
Dieses Wochenende stand mit den "Western Collegiate Conference Championships" das letzte Rennen der Serie statt. Es ging ganz in den Süden von Kalifornien nach San Diego. Da das am A**** der Welt liegt, starteten wir nur zur zweit in Santa Barbara: Downhiller Scott und die neuentdeckte Cross-Country-Granate Iche. Da Scotts Eltern in der Nähe von San Diego leben, übernachteten wir dort. Wie üblich waren die sehr nett, nur die Hunde waren nicht so ganz meine Sache. Offenbar hatte ich dreckige Hände und die Hunde meinten, sie reinigen zu müssen. Nur mit größter Mühe konnte ich sie aus meinem Gesicht fernhalten. Da war mir die ebenfalls vorhandene Schildkröte (ein älteres Wüstenexemplar beachtlicher Größe) wesentlich lieber.
Das Wetter hatte Ende der Woche in absolutes Mistwetter umgeschlagen. Da San Diego noch niederschlagsärmer als Santa Barbara ist, war das ein echtes Ereignis. Allerdings zum falschen Zeitpunkt.
Aufgrund des Starts in ca. 1200 Metern Höhe, waren es am Samstag vielleicht 4 °C. So fror ich gemeinsam mit den anderen Startern der Unis von San Diego, San Luis Obispo, Davis, Berkeley & Co. im Regen an der Startlinie rum. Immerhin waren wir um die 20 Starter in der A-Klasse. Andere Unis wie Stanford und Humboldt hatten aufgrund der Wettervorhersage und der nicht unerheblichen Distanz gleich von vornherein auf einen Start verzichtet. Wie bei solchen Bedingungen verzögerte sich der Start aus ungeklärter Ursache. Es schien so, als würden wir auf Schnee warten. Die Hände waren zu diesem Zeitpunkt schon leicht gefühllos. Erinnerungen an die diesjährige Trans-Germany und so einige Mad-East-Etappen wurden wach. Irgendwann ging es dann doch los. Wie schon letzte Woche konnte ich meine Fähigkeiten als Startrakete voll ausspielen und mich an die zweite Position setzen. Als ob es nicht schon kalt genug gewesen wäre, begann das Rennen mit einem langen Downhill. Trotzdem wurde mir hier warm. Anlieger, nette Sprünge und Felspassagen wechselten sich ab. Und alles sehr flüssig zu fahren. Insbesondere die Abschnitte auf Fels waren sehr bemerkenswert. Mir wurde hier klar, wie einige Szenen in den amerikanischen Freeride-Filmen zustande gekommen sind: Der Fels sieht oberflächlich glatt aus, hat aber eine Oberfläche wie 40er Sandpapier. Bevor man dort abfliegt, zieht es einem den Reifen von der Felge.
Da ich die Strecke zuvor nicht gesehen hatte, hatte ich in den Downhills schon einen leichten Nachteil. Insbesondere gegen die Fully-Fahrer. Nichtsdestotrotz machte es wirklich Spaß und ich hatte nach der ersten Abfahrt nur wenige Sekunden Rückstand auf Pro-Fahrer und Titelfavoriten Menso de Jong aus San Luis Obispo. Er gab richtig Gas, schließlich hatte er die Niederlage von der Vorwoche gut zu machen. Trotzdem konnte ich die kleine Lücke schnell schließen und setzte mich an die Spitze. Im nächsten Anstieg hieß es dann "Hike a Bike". Normalerweise sind solche Laufeinlagen der sichere Tod für mich. Es setzte mir auch hier zu, aber Menso, mit dem ich schon wieder allein unterwegs war, ging es ähnlich. Die anschließende Abfahrt war die Super-D-Strecke und stand der ersten in nichts nach. Mit wenig Gefühl in den Fingern und noch viel weniger Streckenkenntnis büßte ich hier bestimmt eine halbe Minute ein. Anschließend stand aber ein langes Flachstück und ein angeblich sieben Meilen langer Anstieg zu einem recht hohen Berg an. Meine Beine fühlten sich, wie bei solchem Wetter üblich, gelinde gesagt beschissen an. Und das obwohl ich mittlerweile doch wieder recht gut in Form gekommen bin. 340 Watt waren aber offensichtlich genug, um Menso wieder zu schnappen. Als der Berg begann, hing ich an seinem Hinterrad. Ich hörte ihn schon schwer atmen und war aufgrund der Gammelei auch schnell wieder erholt. Als ich im Nebel eine längere Rampe mit anschließendem Flachstück erkannte, sah ich meine Chance gekommen. "Same procedure, as every race". Tempo im Steilen langsam anziehen, im Flachen richtig drücken, umsehen und das vorhandene Loch zur Kenntnis nehmen, und dann die richtige Attacke. Psychologische Kriegsführung halt. Die Wirkung war, wie letzte Woche schon, vernichtend. "Blown engine" für Menso und ich war in kürzester Zeit im Nebel verschwunden. Meine Beine waren nach wie vor wie Blei, aber für den Moment reichte es aus. Und das Wetter war wirkliche Grütze. Ich öffnete kurz die Weste, da ich dachte, dass es mir hier im Anstieg vielleicht warm werden würde; aber ich machte sie lieber gleich wieder zu. Sieben Meilen hatte der Anstieg dann wahrscheinlich doch nicht. So konnte ich mich früher als erwartet in die nächste Abfahrt stürzen. Es erwartete mich das Gleiche, wie auf allen anderen Abfahrten. Flow pur. Und der Downhill war wirklich lang. Ich hatte das Gefühl hier Tausende Höhenmeter zu vernichten. Auch andere Fahrer waren sich nach dem Rennen sicher, das wir wesentlich mehr bergab als bergauf gefahren sind. Hat hier jemand während des Rennens an der Raumkrümmung gedreht? Mir war es egal. Die Abfahrten waren trotz tauber Finger und schlechten Wetters purer Spaß. Der letzte Streckenabschnitt war nochmal ein auf und ab auf nettem Singletrack. Ich fuhr nur noch meinen sicheren Vorsprung nach Hause und finishte nach ca. einer Stunde, 45 Minuten als neuer "Conference Champion". Im Gegensatz zu europäischen Rennen bestand das CC-Rennen hier nur aus einer Runde. Es war aber mit Abstand das Beste, was ich je an Strecke gesehen habe. Da sind alle Alpen-Singletrails, die ich bisher gefahren bin, pure Langweiler dagegen. Bei besserem Wetter würde man wahrscheinlich das Grinsen für Stunden nicht mehr aus dem Gesicht kriegen.
Nach getaner Arbeit schauten wir uns im Kino den "Töpfer 7.1" an. Ich habe zwar die ersten vier Teile gelesen und war damals durchaus angetan; aber das war zu Schulzeiten und ich kannte gerade mal noch die Namen der Akteure. Von den Filmen hatte ich keinen einzigen vorher gesehen, sodass mir hier wohl ein wenig die Storyline fehlte. So war es für mich wohl einer der miesesten Filme, die ich überhaupt im Kino gesehen habe. Nur "Sin City" liegt im Ranking noch davor (aber hier scheiden sich die Geister, ich weiß ...). Das Ende war auf dem Niveau einer schlechten Kurzgeschichte. Das Ziel, alle Zuschauer auch für 7.2 (und dann wahrscheinlich auch noch 7.2 Reloaded) ins Kino zu bringen, wurde aber sicher erreicht. Also mein Urteil: Nicht wirklich sehenswert!
Die Pizza abends war dann wieder deutlich besser, sodass der Tag versöhnlich endete.
Die angesagte Wetterbesserung für Sonntag mit nur noch 20% Schauer-Wahrscheinlichkeit trat nicht ein. Für das Downhillrennen erreichte das Mistwetter den Höhepunkt. Zur Temperatur gab es nun noch starken Wind. Da half auch die wie üblich unterhaltsame Konversation mit dem Offiziellen im Zeitnahmezelt wenig.
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Scott im Ziel |
Nachdem Scott seinen Lauf in den Busch gesetzt hatte, düsten wir umgehend nach Hause unter die Dusche. Die "Award Ceremony" schenkten wir uns, da wir uns sonst praktisch sicher erkältet hätten und außerdem erst irgendwann nachts nach Santa Barbara zurück gekommen wären. Ich glaube auch nicht, dass da wirklich etwas nennenswertes stattgefunden hat. Die Organisatoren hatten alle Hände voll zu tun, damit die Zelte nicht wegfliegen. So fuhren wir nach der wohltuenden Dusche und dem ersten wirklich guten Burrito, den ich hier gegessen habe, nach Hause. Aufgehalten wurden wir nur noch kurz vom typischen LA-Stau.
Insgesamt ein nettes Wochenende, aber mit europäischem Sauwetter. Auf der Heimfahrt kam übrigens wieder die Sonne raus und für nächste Woche ist wieder bestes Wetter angesagt. Wie immer eben ...